Self Care Tipps für People of Colour mit Némi (TheNeferti)
Cherrelle von Kids of the Diaspora hat in einem Interview mit ROSAMAG gesagt: “Wir lassen uns von den Frauen inspirieren, die ihr Ding machen und nicht den nächsten angeblichen Defizit einreden.” und Némi (alias TheNeferti) ist für mich so eine Frau.
Obwohl man es als Schwarze Frau bzw. Woman of Color im deutschsprachigen Raum bestimmt nicht immer einfach hat, prallt das an Némi ab wie Wasser auf Öl. Das Geheimnis dahinter? Ein gesunder Selbstwert, der nicht von der Meinung anderer abhängig ist. Denn während wir an der Invalidierung durch andere Menschen nur wenig ändern können, besitzen wir die Möglichkeit uns selbst zu validieren, was Némi sehr früh für sich selbst entdeckt hat. So lässt sie sich von nichts und niemandem einen Stempel aufdrücken und schreibt ganz & gar ihre eigene Geschichte.
Wir sprechen über:
die altägyptische Königin Nofretete
die Macht von Sprache
das Videomaterial rund um George Floyd
Social Media Druck & Grenzen ziehen
Gott
Self Care für People of Colour
Colorism & das westliche Schönheitsideal
Diese Folge auf Spotify & Apple Podcasts hören.
Du findest Némi auf folgenden Channels: Instagram | Twitter | Website
Königin Nofretete
Bei dem Name meines Blogs habe ich mich von der altägyptischen Königin Nofretete (in Englisch Nefertiti) inspirieren lassen. Ihr Name bedeutet: “Die Schöne ist angekommen.” Man muss sich vorstellen: früher gaben dir Leute Namen, die dich repräsentiert haben.
Sie hat einfach das ganze Regime umgekrempelt weswegen sie für mich #goals ist. Ich glaube auch nicht, dass sie wie die Büste, die in Berlin ausgestellt wird, aussieht, weshalb sie für mich gleich nochmal mysteriöser und cooler ist. Ich denke in dem altägyptischen Reich gab es viele unterschiedliche Nationen, weshalb ich der Überzeugung bin, dass es eine Vielfalt an Farben gab und bestimmt auch dünklere Könige und Königinnen. (siehe: Black Egyptian Hypothesis) Aber der Teil der Geschichte wird einfach nicht promoted bzw. wird uns in den Medien etwas anderes gezeigt (siehe Elisabeth Taylor spielt Cleopatra).
Kultureller Hintergrund
Meine Eltern sind Migrant*Innen aus der demokratischen Republik Kongo. Der Kongo ist ein Land reich an Bodenschätzen, aber die Bevölkerung wird relativ unterdrückt. Meine Eltern sind dann nach Österreich gekommen, weil sie im Kongo keine Zukunft für sich gesehen haben. Ich bin in Oberösterreich aufgewachsen, weshalb ich auch einen oberösterreichischen Dialekt habe. Aber meiner Mutter war es sehr wichtig, dass ich Hochdeutsch beherrsche und schönes Deutsch rede, um Vorurteile von mir weisen zu können.
Ich finde Sprache muss man beherrschen. Und selbst wenn du dreisprachig aufgewachsen bist. Es ist so wichtig, die Sprache des Landes, gut zu beherrschen. Das mag sich spießig anhören, aber es wird dir im Leben helfen. Denn Sprache kann jemand Anderem, der nicht dein Weltbild teilt, deine Sicht der Dinge begreiflich machen. Und wenn du verständlich deine Gedanken formulieren kannst, kann die andere Person besser zuhören.
Wir brauchen im deutschen Raum auch noch bessere Begriffe für den Diskurs rund um People of Colour. Diese Anglizismen kann man nicht 1:1 übernehmen. Aber Sprache entwickelt sich und wir müssen im Deutschen noch herausfinden wie wir das Ganze weiterentwickeln.
George Floyd
Warum es nicht cool ist, das Videomaterial zu teilen
Ich habe es vermieden mir das Video von dem Mord an George Floyd anzusehen. Bin aber durch Social Media dann irgendwie darauf gestossen & es hat begonnen automatisch abzuspielen. Ich habe erst einmal begonnen zu weinen. Das große Medienecho ist sicher entstanden, da dieser Mensch auf so eine erniedrigende Art & Weise umgebracht wurde, ich will jedoch niemanden beim Sterben zusehen müssen. Unpopular Opinion: Ich finde man sollte Menschen so sehr respektieren können, dass man nicht ihren Tod teilen muss, um empört zu sein. Bei weißen Menschen reicht auch ein Porträtfoto und ein Titel, um zu wissen, dass Herbert, 85 Jahre alt, ausgerutscht ist.
Ich bin der festen Überzeugung, dass solche Bilder & Videos diese Art von Gewalt normalisieren. Man desensibilisiert dadurch Gewalt gegenüber schwarzen Menschen. Deswegen ist das auch ein Appell an Leute, die meine Hautfarbe haben. Wir sollten uns so nicht zeigen. Das ist die erste Form von Respekt. Sprache & Bilder schaffen Realitäten. Deshalb bin ich auch sehr leidenschaftlich dabei das gängige Narrativ zu ändern.
Social Media Druck & grenzen ziehen
Durch das Social Media Echo rundum Black Lives Matter, habe ich einige neue Follower dazu bekommen. Dadurch habe ich dann jedoch Druck verspürt mich zu gewissen Themen zu äußern. Ich habe eine politische Meinung aber ich bin keine Expertin. Ich habe gemerkt, ich werde dadurch in eine Box bzw. Richtung geschoben, in die ich nicht geschoben werden möchte.
Stattdessen möchte ich lieber das Bild einer glücklichen schwarzen jungen Frau darstellen. Ich möchte mich nicht exklusiv über Leid mit anderen schwarzen Frauen und Männern verbunden fühlen. Ich identifiziere mich lieber mit meiner Community über Humor, Freude und unsere wunderschöne Kultur.
Deshalb nenne ich mich wie in meiner Instagram Bio auch lieber CEO of Pop Culture als irgendetwas anderes. Denn ich kann dir alles über die Musik- & Fashionszene sagen.
Mit dem Post auf Instagram (siehe rechts) wollte ich meine persönliche Grenze ziehen. Denn ich sehe mich nun mal nicht als die Pressesprecherin der schwarzen Community. Jetzt kann man mir nachsagen, dass ich egoistisch bin. Und ja absolut, das bin ich. Das werde ich auch nicht schönreden. Ich bin egoistisch. Ich bin ein hilfsbereiter Mensch. Aber wenn ich leer bin, kann ich nicht geben. So viele Leute begeben sich in Situationen nur um es anderen recht zu machen.
Gott
Spirituell halte ich mich gesund indem ich mich mit Gott unterhalte - manchmal mehr, manchmal weniger. Das ist mein Place of Sanity. Er sieht einfach alles. Wenn ich Probleme habe, rede ich mit Gott darüber.
Und wann immer ich in kniffligen Situationen war, haben sie sich danach gelöst. Es kommt immer von irgendwo eine Tür daher. Ich glaube ganz, ganz fest an Gott.
Self Care für People of Colour
My dear people of colour: Wir bekommen von zu Hause oft mitgegeben, dass wir Spitzenleistungen erbringen müssen. Uns wird gesagt, wir müssen fünf mal so hart arbeiten wie alle Anderen, um in diesem System voran zu kommen. Ich würde es gut finden, wenn wir die selbe Energie in unsere Self Care übertragen könnten. Denn das wirst du am meisten vernachlässigen. Wende dieses Streben nach Perfektion an dir selbst an. Be the best version of yourself, aber nimm dir auch die Zeit, dass du rastest und dich zurück nimmst. Take care of yourself, so you can take care of other people. Wenn du dich schon so aufopfern willst, opfer dich erstmal für dich selbst auf. Denn das zeigt sich sonst in hohem Blutdruck, Übergewicht oder irgendwelchen Krankheiten.
Mittlerweile habe ich es mir angewöhnt nicht mehr gleich auf’s Handy zu schauen am Morgen. Ich bin ein großer Advocate von Peace of Mind. Lass dich nicht von Anderen stressen! Und Social Media ist ein Stressfaktor für viele Leute, denn man vergleicht sich. Deswegen versuche ich es zu vermeiden. Muss ich in der Früh gleich den perfekten Instagram-Body sehen? Nein, danke haha.
Ich habe am Handy auch all meine Notifications ausgeschalten. Denn nein, ich muss dir nicht sofort antworten. Ich werde dir irgendwann antworten aber ich bin nicht ständig für dich verfügbar.
Hydration: Mein nächster Self Care Tipp ist: viel Wasser trinken. Maybe you’re just dehydrated. And that’s why you’re stressed. Wasser beruhigt.
Positive Self Talk: Wir sollten auch aufhören so negativ mit uns selbst zu reden. Wir sind unsere eigenen schlimmsten Kritiker. Ich denke es reicht, wenn dir die Welt sagt, dass du nicht genügst. Das musst du dir selbst nicht auch noch bestätigen. Du musst wissen wie du mit dir selber redest. Du musst dir nicht alles glauben, was du dir selbst sagst. Es gibt gewisse Situationen, wo das Narrativ in deinem Kopf einfach nicht stimmt.
Du musst auch nicht alles persönlich nehmen. Aber wenn dir etwas nicht gefällt, friss es nicht in dich hinein, sondern sprich es an. So entsteht dann nämlich negative Self Talk. Ich bin oft auch vielleicht etwas zu ehrlich und ich musste auch erst lernen wie ich etwas sage, aber so bin ich mehr in Balance mit mir selbst. Wenn das Gegenüber es nicht verstehen möchte und dich weiter provoziert, kannst du immer auch gehen. Du musst nicht stehen bleiben und es dich dem aussetzen.
Gefühls- und Energiemanagement: Man muss auch wissen wie man seine Energie einsetzt. Ich finde zB.: Wut ist ein Energieräuber. Man muss wissen wie man sie transformieren kann. Du tust dir am Ende des Tages nur selber weh, wenn du nicht weisst wie du mit so etwas umgehst. Wenn du dich gerade ausweinen musst, wein! Beste Form der Therapie. Weinen ist gratis. Girl, cry - so oft es geht. Früher habe ich nie geweint und habe Sachen geschluckt, weil ich immer dachte: “Nah, I’m not weak.” Aber mittlerweile weine ich. Leute, die weinen, sind stark.
Und zum Schluss: Schreib deine Gedanken auf. Geh spazieren. Ruf deine Mama an. Sie kennt dich am besten.
Colorism
Meine Mutter hat uns von Anfang richtig eingetrichtert, dass unsere Hautfarbe schön ist. Aber in der kongolesischen Community kämpfen wir mit unserer eigenen Form von Rassismus - das nennt sich Colorism. Dabei wird gesagt, dass jede Art von Schwarzsein, die mehr in Richtung weiß geht, besser ist. Der Schönheitsdruck ist bei schwarzen Frauen auch noch mal einen Tick höher als bei weißen Frauen, da sie das europäische Schönheitsideal verinnerlicht haben. Was natürlich kompletter Blödsinn ist. Jeder Mensch ist schön so wie er ist, aber dieses Weltbild muss man sich antrainieren. Auch wenn dir die Welt versucht zu sagen, dass du blond & blauäugig sein musst. Traditionell & klassisch sind die Wordings, die für das westliche Schönheitsideal verwendet werden.
Für mich war das aber Gott sei Dank nie ein Thema, weil ich so einfach nie ausgesehen habe und deshalb keinen Bezug dazu hatte. Aber früher, wo ich so etwas noch zugelassen habe, habe ich schon auch so Kommentare gehört wie: “You’re pretty for a black girl.” Männer glauben dir damit ein Kompliment zu machen auf die Art: “Der Rest ist nicht so schön, aber du bist es.” Aber das geht halt gar nicht. Auf sowas reagiere ich aber gar nicht mehr. Denn die Leute wollen ja auch eine Reaktion von dir. Aber choose your battles.
Mein Schönheitsideal ist meine Mutter. Sie ist richtig schön.
RAPID FIRE Q&A MIT NÉMI:
Tools, Rituale etc. die dir verhelfen zurück in deine Mitte zu finden? Naps, Spazierengehen, Trainieren
Was repräsentiert das Fitness Center für dich? Ein Ort wo ich meinen Körper fit halte und herausfordere/zweites Wohnzimmer
Dein Go-To Rezept? Gemüse + Hühnchen + Reis, easy peasy
Work/Life Balance: Was ist das? Jk ja, ist wichtig.
Idealer Sonntag: auswärts essen, viel Reden, heim entspannen
Maßnahmen, die du ergreifst, wenn du merkst du wirst krank: Vitamin C und Tigerbalm, Tee viel Tee mit Ingwer, Minze und Zitrone
Sternzeichen: Schütze
Aktuelles Mantra: Mach es einfach
Momentan lese ich: Lean In: Women, Work, and the Will to Lead von Sheryl Sandberg - hat mir meine Schwester geschenkt
Lieblingsbuch: Theaterprinzessin von Mirjam Wilhelm
Superfood deiner Wahl: Beeren, Avocado, Süßkartoffel, Hühnchen
Nahrungsergänzungsmittel: nehm keine
Momentaner Ohrwurm: Like It von Summer Walker
Lieblingsort weltweit: Wien, London, New York
Lieblingslokale: 101 - tres chic aber urban music, so ziemlich mein Geschmack
Lieblingshotel: Boutique Hotels mit minimal Designs, in Wien das Brillantengrund
Podcasts: Seth Godin, Producer Grind 2.0, Complex
Meist benutzte Apps: Outlook Emails, Youtube
Neueste Entdeckung: eine tolle Dermatologin
Haare: Sheamoisture
Körper: Lip Balm, Lavendel Seife, DIY Bodybutter
Beauty Icon: Naomi Campbell, Jackie Aina
Schönstes Kompliment, dass du je bekommen hast: That my platform helps someone.
2019 in einem Satz? Getting there.
Jemand den du feierst: Yung Hurn,
Eine Message an dein 12-Jähriges Selbst: Lass dir Zeit, keine Eile! Du wirst dich gut machen und dort hinkommen wo du hin willst!
Eine Message an die Frau, die du gern wärst & zu der du dich gerade entwickelst: Danke, dass du dich getraut hast und ich liebe dich!