Die 7 Darmachsen & Faustregeln für einen darmfreundlichen Lebensstil mit Anika Jessen von Achtmeter

Der Darm als Zentrum der Gesundheit: Trend oder nachhaltiges Mittel für eine gesunde Gesellschaft?

Dieser Frage gehen wir heute mit Anika Jessen von der Achtmeter auf die Spur. 🔎

Vielleicht weißt du schon, dass der Darm eine wichtige Rolle im Körper spielt.

Wir gehen auf die verschiedenen Verbindungen zwischen dem Körper und dem Darm ein und sind dennoch überrascht, was sich alles in der Mitte unseres Körpers abspielt.✌️

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Inhaltsverzeichnis

    Der Darm & seine Bedeutung sind in der Wellbeing-Szene bereits in aller Munde. 

    Aber wie wir das Thema Darmgesundheit wirklich holistisch betrachten darüber spreche ich heute mit Anika von @achtmeter 

    Mit ein paar Probiotika nehmen ist das Ganze nämlich nicht getan.

    Ihren Namen, achtmeter, haben sie deshalb auch ganz bewusst gewählt: Zum einen ist das Verdauungssystem bis zu acht Meter lang. Zum anderen lädt der Name auf eine so herrliche Art und Weise zur ACHTsamkeit ein.

    Anika ist der Grundüberzeugung, dass Verdauen eine Fähigkeit ist, die erlernt werden kann – wie Fahrradfahren.

    Wir sprechen heute über Anikas Geschichte mit Darmgesundheit, die 7 Achsen, die den Darm mit unserem restlichen Körper verbinden, die 5 Faustregeln für eine darmfreundliche Enrährung und was tatsächlich bei Blähungen hilft.

    Themen dieser Folge:

    • 🌞 Wie du deinen Darm schon morgens unterstützt beim Entgiften

    • Die häufigsten Darmbeschwerden: Mit welchen Hilferufen der Darm auf sich aufmerksam macht

    • 7️⃣ Die 7 Darmachsen

    • Ob das Vermeiden von Rülpsen und Pupsen gesundheitsgefährlich ist

    • 🤯 Was Stress mit dem Darm zu tun hat

    • Was tatsächlich bei Blähungen hilft

    • 5️⃣ Die 5 Faustregeln für eine darmfreundliche Ernährung

    • 🥗 Wie du achtsam, entzündigungshemmend und “elegant” isst, um deine Verdauung zu unterstützen

    Links:


    Wie sieht deine darmfreundliche Morgenroutine aus?

    Am Morgen sind mir Achtsamkeit, Bewegung, genug trinken und gesund frühstücken sehr wichtig. Ich plane kurz meinen Tag und schalte die Elektronik erst ein, wenn die gesundheitlichen Grundbausteine gelegt sind. Darmspezifisch mache ich jeden Morgen 15 bis 20 Minuten Ölziehen. Das entgiftet die Schleimhäute im Mund, weil sich nachts dort Giftstoffe absetzen. Dadurch habe ich meine jahrelangen Probleme mit Parodontose in den Griff bekommen. Um 10 Uhr sitze ich auf dem Klo, meine Verdauung ist zum Glück sehr regelmäßig. Am wichtigsten ist mir, dass der Tag stressfrei beginnt – wenig Stress ist für den Darm eine wichtige Startvoraussetzung. 

    “Du bist nicht was du isst. Du bist was du verdaust.” - Stimmst du zu?

    Du bist nicht was du isst. Du bist was du verdaust.

    Absolut. Wenn der Darm nicht gesund ist, nützt all die gute Ernährung nichts. Dann kann er all das Gute nicht aufnehmen und nichts kommt da an, wo es gebraucht wird. Man kennt es: ich esse zum Beispiel Mais, am nächsten Tag liegt er unverdaut in der Kloschüssel. Dann nützt es nichts. WAS wir essen, ist wichtig – aber noch wichtiger ist, WIE unsere Verdauung funktioniert.

    Auch wichtig: die Verdauung ist sehr individuell. Man sagt, unser Mikrobiom (die Bakterienbesiedlungen im Darm) ist genauso einzigartig wie unser Fingerabdruck. Dadurch gibt es nicht DIE gesunde Ernährung, die für alle funktioniert. Beispiel: für ein richtig gesundes Mikrobiom sind viele Ballaststoffe optimal. Aber wer eine Fehlbesiedelung, einen schwachen Darm hat, wird mit Unmengen von Ballaststoffen totale Probleme haben. Daher: Du bist, was du verdaust. Nicht nur, was du isst. 

    Deine Geschichte - wie bist du in der Darmgesundheit gelandet?

    Meine Geschichte beginnt mit der Pubertät. Mit circa 14 Jahren habe ich Verdauungsprobleme entwickelt, vor allem Verstopfungen und Blähungen. Das sind zwei der häufigsten Symptome. Erst hat das langsam, schleichend angefangen. Ich habe damals viele Auslandsreisen gemacht, mit jeder wurde meine Verdauung schlechter. Das hatte rückblickend logische Gründe: einerseits Lebensmittelvergiftungen, andererseits Anpassung an fremde Essgewohnheiten. Mit 19, 20 wurde es plötzlich richtig drastisch. 

    Dann kamen eine eine Ärzteodyssee und Antibiotikatherapien. Aber es wurde nicht besser. Ich hatte ein schwaches Immunsystem, immer Herpes, war immer krank. Ich konnte mich nicht konzentrieren, nichts mehr ordentlich verdauen. Es war das ganze Paket, mein Darm hat sich auf allen Ebenen gemeldet. Der Wendepunkt war ein Klinikaufenthalt. Dort wurde ich bei einer Spiegelung samt Kameras und Schläuchen durchgecheckt. Das Ergebnis war, dass ich medizinisch vollkommen gesund bin. Die Schulmedizin konnte mir nicht weiterhelfen. 

    Also habe ich entschieden: ich muss mir selbst helfen. Es muss Lösungen abseits der Schulmedizin geben. So hat meine Gesundheitsreise begonnen, bis dahin war es eher eine Krankheitsreise. Die Jahre darauf habe ich extrem auf meine Darmgesundheit geachtet, bis sich vor 4, 5 Jahren die gesunde Mitte eingependelt hat. Mein Motto jetzt heißt „health first, aber trotzdem Platz für Hedonismus“. 

    So viele Menschen kämpfen mit Verdauungsbeschwerden, trotzdem ist der Darum ein Tabuthema. Warum sollte er das nicht mehr sein? 

    Evolutionstechnisch hat das Tabu seine Berechtigung. Fäkalien sind ungesund: es stinkt, es sieht ekelhaft aus. Alles signalisiert: bleib weg. Das ist erst mal richtig so. Gleichzeitig ist Verdauung mit so viel Scham behaftet, dass es einschränkend ist. Da braucht es die gesunde Mitte. 

    Gesundheitsschädlich ist, dass wir nicht voreinander pupsen oder rülpsen. Dadurch entstehen Blähungen und Schmerzen. Dazu kommt, dass wir mit niemandem über das Thema sprechen. Dabei ist es wichtig, offen über Schmerzen sprechen zu können. Gleichzeitig sollten wir auch nicht so tun, als würde es nicht stinken, wenn unser Partner vor uns am Klo war. Es braucht einen konstruktiven, gesunden Umgang, der auch mal Spaß erlaubt und gesunden Ekel zulässt. Darmerkrankungen brauchen einen genauso liebevollen Umgang, wie ein gebrochenes Bein. 

    Verstopfungen, Reflux, Leaky Gut – was sind die häufigsten Darmbeschwerden? 

    Es muss zwischen Menschen mit einem kranken Darmorgan (chronisch entzündliche Darmerkrankung, Darmkrebs) oder einem grundsätzlich gesunden Organ unterschieden werden. Bei zweiteren können trotzdem Beschwerden auftreten, die häufigsten sind Bähungen, Verstopfungen und Durchfall. 

    Aber ganzheitlich gesehen hat der Darm tausend Gesichter. Neben dem Darmschlauch gibt es ein zweites Organ: das Mikrobiom, die Ansammlung an Mikroorganismen, die den Darm besiedeln. Die spielen eine genauso wichtige Rolle, sie sind für den ganzen Körper einflussreich. Ein kranker Darm kann sich auch als schwaches Immunsystem, Hautproblem oder Depression äußern. 

    Es gibt ingesamt 7 Achsen, die den Darm mit unserem restlichen Körper verbinden. Kannst du mehr dazu erzählen?

    Der Darm gehört in den Mittelpunkt unseres Gesundheitsverständnisses. Das zeigen auch die 7 Darm-Achsen. Diese Definition habe ich aus dem Buch „Healthy Gut, Healthy You“ von Dr. Michael Ruscio*. Es fasst alle relevanten Metastudien zum Thema Darm zusammen.

    1.Darm-Verdauungs-Achse

    Der Darm verdaut nicht nur Nahrung, sondern auch Emotionen und Erlebnisse. 

    2. Darm-Hirn-Achse

    Darunter versteht man die Verbindung zwischen Darm und Gehirn, vor allem über den Vagus-Nerv. Das ist ein großer Nervenstrang, der sich durch den ganzen Körper zieht. Viele Studien belegen, dass es zwischen Darmgesundheit und Depressionen oder Angstzuständen eine Wechselwirkung gibt. Je ängstlicher ich bin, desto gestresster bin ich – desto schlechter ist dann wieder die Verdauung, was wieder Ängste begünstigt. Im Englischen sagt man: Entweder „fight or flight“ oder „rest and digest“. Entweder du kämpfst, oder du verdaust – aber beides geht nicht. Achtsamkeits- und Entspannungspraktiken oder Hypnose helfen da. 

    3. Darm-Stoffwechsel-Achse

    Wer Über- oder Untergewicht hat und kein gesundes Gewicht halten kann, hat oft Probleme mit dem Mikrobiom.

    4. Darm-Schilddrüsen-Achse

    Es ist gut belegt, dass Menschen mit Schilddrüsenunterfunktion eine Ballaststoffarme Diät hilft. Das ist gut gegen Überbesiedlung und Reizdarm. 

    5. Darm-Hormon-Achse

    Bis zu 90 Prozent des Serotonins im Körper wird im Darm gebildet. Serotonin ist unser wichtigstes Glückshormon.

    6. Darm-Schlaf-Achse

    Es gibt eine Wechselwirkung. Einerseits reguliert das Darmmikrobiom den Schlaf-Wach-Rhythmus mit. Andererseits haben Menschen, die nicht regelmäßig schlafen, Schlafstörungen haben oder in Schichten arbeiten eine verminderte Darmgesundheit. Ruhe und Schlaf sind wichtig, weil sich der Körper nachts reguliert. 

    7. Darm-Haut-Achse

    Wir vergessen manchmal, dass Verdauung und Haut jeweils ein riesen Rohr sind, die sich an den Schleimhäuten nach außen stülpen. Vom Mund ausgehend stülpt sich der Verdauungstrakt nach innen. Vom Anus aus stülpt sich der Verdauungstrakt nach Außen und wird zur Haut. Dementsprechend haben wir Probleme mit der Haut, wenn es der Darmbesiedlung schlecht geht. Das kann sich in klassischen Hautproblemen (Akne, Unreinheiten) oder Erkrankungen (Neurodermitis, Schuppenflechte) äußern. 

    5 Faustregeln für eine darmfreundliche Ernährung

    5 Faustregeln für eine darmfreundliche Ernährung

    Darmfreundliche Ernährung ist je nach Darmgesundheit extrem individuell. Aber es gibt 5 Faustregeln, die jeder für sich interpretieren kann. 

    1.Entzündungshemmend essen
    Allgemein gilt: wenig Zucker und Weißmehl, viel Obst und Gemüse.
    Individuell gilt: was ist für MICH entzündungsfördernd? Habe ich eine Fehlbesiedlung oder Unverträglichkeit? Da muss man sich selbst kennenlernen. Durch Tests oder dokumentieren und Muster finden.

    2. So vielfältig wie möglich essen

    Je vielfältiger, desto besser. Wer jeden Tag nur Banane und Spinat ist, wird dem Darm nichts Gutes tun – obwohl beides grundsätzlich gut ist. Es braucht einen bunten Teller. 

    3. Naturnah essen

    Wir leben in einer Welt, in der wir kaum noch voll natürliche Lebensmittel haben. Alles ist genmanipuliert, gespritzt, unreif gepflückt. Deshalb: so saisonal, regional, gio, unbehandelt und frisch wie möglich essen.

    4. Unverarbeitet essen

    Frag dich im Supermarkt: wie viele Verarbeitungsschritte hat das durchlaufen, bis es das Produkt in meiner Hand geworden ist? Je weniger, desto besser. Zum Beispiel Reis statt Brot, Datteln statt Bonbons. 

    5. Alle Makronährstoffe essen

    Der Körper braucht alle Nährstoffgruppen: Kohlenhydrate, Fette, Proteine. Stell dir einen Teller vor. Eine Hälfte sollte immer Obst und Gemüse sein. Ein Viertel eine Kohlhydratquelle, am besten Vollkorn. Ein Viertel Eiweiß oder Proteine, zum Beispiel Hülsenfrüchte. Dazu noch ein guter Esslöffel Fett, am besten ein Öl, das viele Omega-3-Fettsäuren enthält. Dieses Prinzip geht bei jedem Essen. Das Ziel muss immer sein, möglichst vielfältig alle Makronährstoffe zu essen. 

    Wann sollte man eine Darmkur machen?

    Wann sollte man eine Darmkur machen?

    Immer. Wobei: „Kur“ impliziert, dass wir aktiv etwas tun müssen, damit sich der Darm wiederherstellt. Das stimmt nicht: er saniert sich selbst von Natur aus. Der Darm häutet sich einmal die Woche, dabei regeneriert er sich komplett. Ich meine mit „Darmkur“ eher die kleinen Entscheidungen auf täglicher Basis. Was esse ich? Wie gestresst oder entspannt bin ich, wie viel schlafe ich? Mit fast jeder Entscheidung habe ich die Wahl, den Darm zu pflegen oder ihm zu schaden. Ein gesunder Lebensstil ist das nachhaltigste, natürlichste und günstigste. In Einzelfällen sind Nahrungsergänzungsmittel gut – aber wir sind auf jeden Fall dazu ausgestattet, es mit einem gesunden Organ auch ohne zu schaffen. 

    Was hilft tatsächlich bei Blähungen?

    Stress reduzieren
    Stress ist die größte Komponente zu Verdauungsproblemen. Deswegen sind sie in unserem modernen, westlichen Leben so häufig. Egal, wie gut du dich ernährst, egal, welche gesunden Dinge du tust – wenn dem Darm keine Energie zum Verdauen bleibt, wird er träge. Wenn die Verdauung länger dauert, ist das schlecht für das Bakterienmilieu. Dann entstehen Gase.

    Gut & achtsam essen

    Es gibt blähende Lebensmittel, zum Beispiel verschiedene Getreidesorten oder Hülsenfrüchte. Die kann man vorher einweichen, danach richtig gut kauen. Achtsam essen heißt: in Ruhe hinsetzen, essen, jeden Bissen 20 Mal kauen. 

    Bewegung

    Wir sind eine Gesellschaft, die viel zu viel sitzt. Aber der Darm braucht Bewegung. Wie soll er Nahrung im Stillstand durch einen 8-Meter-Schlauch drücken? Noch dazu gegen die Schwerkraft, der Dickdarm geht teilweise nach oben? Zur Unterstützung braucht es Bewegung. Nicht Hochleistungssport, sondern gesunde Alltagsbewegung, also: alle halbe Stunde aufstehen, einen langen Spaziergang machen, ein bisschen Yoga, laufen gehen. Alles, was dich nicht stresst. 

    Darmmassage

    Regt die Darmmuskulatur von außen an. Dazu gibt es bei mir, achtmeter, einen Workshop. 

    Bauchatmung

    Tiefe Atmung massiert den Darm von innen und regt die Darmmuskulatur an. 

    Bitterstoffe

    … ein Geheimtipp für Kräuterhexen. 

    Tipps zum achtsamen Essen

    1.Kauen

    Tipps zum achtsamen Essen

    Verdauung beginnt im Mund. Durch Stoffe im Speichel werden Kohlehydrate aufgespalten. Dafür muss die Nahrung lang genug im Mund bleiben. Dann, beim Schlucken, wird der Vagusnerv stimuliert, auch Entspannungs- oder Selbstheilungsnerv genannt. Er signalisiert dem Körper, dass das Darm-Magen-System jetzt genug Energie braucht und leitet die Bildung von Verdauungssäften ein. 

    2.Reizarme Umgebung schaffen

    Sich vor dem Fernseher Essen hineinschaufeln funktioniert nicht. Da kann man noch so gut kauen, denn die Aufmerksamkeit liegt nicht auf dem Essen. Es gibt eine Ess-Szene mit Angelina Jolie im Film Mr. and Mrs. Smith – sie ist Bohnen, aber auf eine unglaublich elegante Art. Dieses Bild ist mein Tipp: Eleganz beim Essen nach vorne rücken. Damit befolgt man automatisch viele andere Regeln.

    Was macht deine Plattform, achtmeter? 

    Der Name beschreibt die Länge des Magen-Darm-Traktes vom Mund bis zum Anus. Gleichzeitig ist er eine Strecke – das vermittelt, dass Darmgesundheit nichts Punktuelles, sondern eine Reise ist. Ich habe achtmeter aus der tiefen Überzeugung heraus gegründet, dass Verdauen eine Kompetenz ist, die man erlernen kann. Deshalb gibt es bei mir viele Lernformate, vor allem Onlineworkshops. Als nächstes stehen Kurse zur Bauchmassage und zur Darm-Hirn-Achse an. Zusätzlich bringen wir gerade Lernkarten heraus, die für jeden Tag ein Reminder für die wichtigen, kleinen Schritte sind. Wir beginnen gerade auch, Webinare zu halten. 

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