Shinrin Yoku: Waldbaden als Präventivmedizin & Therapie

Was ist SHINRIN YOKU?

Der Begriff „Shinrin Yoku“ wird übersetzt mit Waldbaden, ähnlich dem Sonnenbad oder Baden im Meer, und wurde 1982 vom Leiter der Japanischen Forstverwaltung geprägt.

Dabei genießt man die Atmosphäre des Waldes und nimmt die Natur aus nächster Nähe mit allen Sinnen wahr.

Was ist Waldbaden? Shinrin Yoku

Mittlerweile ist diese Praxis der „Waldtherapie“ eine anerkannte Form der Präventivmedizin in Japan.

Unsere Verbundenheit zur Natur

Vor rund sieben Millionen Jahren haben unsere Vorfahren begonnen sich zu modernen Menschen zu entwickeln. Da wir erst vor ca. 200-300 Jahren, als Folge der industriellen Revolution, in die Städte gezogen sind, haben wir also 99,99% unserer Zeit in natürlicher Umgebung verbracht und unser Körper ist an die Natur angepasst.

Im Jahr 1800 lebten nur drei Prozent der Weltbevölkerung in Städten, 1900 waren es 14% und 2014 bereits 54%. Für das Jahr 2050 werden laut Bevölkerungsabteilung der Vereinten Nationen rund 66% prognostiziert.

Unsere Gene können sich allerdings nicht schnell genug auf diese neuen Gegebenheiten anpassen und so befinden wir uns aufgrund einer Reihe von Faktoren in einem permanenten Stresszustand.

Intuitiv wissen wir, dass wir uns in der Natur entspannt fühlen. Der Kontakt mit der Natur kann unserem Körper dabei helfen, zu entspannen und bringt uns wieder näher an die Wurzeln unserer Existenz.

Die Wald- und Naturtherapie hilft uns dabei die körperliche Entspannung zu fördern und Erkrankungen vorzubeugen, indem sie die unter Stress verminderte Widerstandsfähigkeit unseres Körpers erhöht.

Mittlerweile beschäftigen sich Wissenschaftler rund um den Globus mit den tatsächlich physischen Auswirkungen der Natur auf unseren Körper. In den 1990er Jahren wurden erste Versuchsreihen in Japan gestartet. Hierbei sind die Auswirkungen eines Waldspazierganges auf den Cortisolspiegel (unser „Stresshormon“) gemessen worden.

Verstädtungsgrad unserer Gesellschaft: Unser Körper ist an die Natur angepasst

Seit den technischen Fortschritten der 2000er Jahre können wir die Tätigkeiten des Gehirns und unseres vegetativen Nervensystems noch genauer betrachten und so konnten besonders in den letzten Jahren zahlreiche Beweise für die Verringerung unseres Stressniveaus und der Entzündungen in unseren Körpern gesammelt werden.

Das menschliche Nervensystem

Je nachdem, ob sich unser Organismus in einer Ruhe- oder einer Leistungsphase befindet, werden andere Teile unseres vegetativen Nervensystems aktiviert.

Das sympathische Nervensystem

Das sympathische Nervensystem wird durch die Kampf- oder Flucht-Reaktion mobilisiert, eine akute Stressreaktion auf einen Stressauslöser. Unter Stress schaltet der Körper in die hohe Leistungsbereitschaft, angetrieben durch Adrenalin. Löst etwas in unserer Umgebung das Alarmsystem des Gehirns aus, geht der Körper in den Überlebensmodus und fährt Teile des Bewusstseins hinunter, damit die körperlichen Instinkte übernehmen können. Wir sind bereit für Kampf oder Flucht.

In unserer relativ ungefährlichen Lebensrealität lösen allerdings bereits emotionale Bedrohungen (also auch ärgerliche) diese Reaktionen aus: Menschenmassen in der Ubahn, rücksichtslose

Autofahrer, unzufriedene Arbeitgeber, etc. Hinzu kommt die ständige Überreizung durch die Technologie, die verhindert, dass Körper und Geist je ganz zur Ruhe kommen. Der Körper bleibt in unserer Lebensrealität zu lange in diesem hyperaktiven Zustand und so kommt es auf Dauer oft zu Überregbarkeit.

Das parasympathische Nervensystem

Der anderen Teile des vegetativen Nervensystems, das parasympathische und das enterische Nervensystem (das „Eingeweidenervensystem“ besteht aus einem Nervengeflecht zwischen Darmwand und Muskeln), sind dafür zuständig, dass der Körper ruhen und verdauen kann. Es liegt in der Verantwortung des parasympathischen Nervensystems, dass die verschiedenen internen Reparaturprozesse stattfinden können. Bei zu viel chronischem Stress gibt es also auch keine Regenerationszeit für den Körper.

Stressbedingte Erkrankungen

In der natürlichen Umgebung lässt Stress im Allgemeinen nach und ein Gefühl der Entspannung kann einsetzen. Das Nervensystem kann reguliert und zu einer gesünderen Balance zwischen Aktivierung und Entspannung gebracht werden.

Folgende Krankheiten, bzw. leichtere Anfälligkeit für diese, konnten bereits in direkten Zusammenhang mit chronischem Stress geführt werden:

  • ein generell geschwächtes Immunsystem

  • Erkältungen und grippale Infekte

  • Rücken-, Nacken und Schulterschmerzen

  • Verzögerte Wundheilung

  • Über- und Untergewicht (im Zusammenhang mit Schilddrüsenmangelfunktionen)

  • Schlafstörungen

  • Depressionen

  • Dysautonomie

  • Reizdarmsyndrom

  • Magenprobleme und Geschwüre

  • Herzerkrankungen

  • Erhöhtes Krebsrisiko

Positive Effekte von waldbaden auf den Körper

Evolutionsbiologisch bietet uns der Wald Schutz vor diversen Gefahren. Ein einfacher Waldspaziergang kann also tatsächlich heilsam wirken. Unser Körper sendet uns positive Signale wenn wir uns dort befinden und die meisten Effekte werden schon nach zehn Minuten im Wald spürbar.

  • Cortisolspiegel (unser „Stresshormon“) sinkt

  • Wohlfühlhormone werden produziert, Depressionen gelindert

  • Bäume, Kräuter, Farne und Pilze senden antibiotisch wirkende Aromastoffe aus

  • unser Immunsystem wird angeregt

  • die Waldluft enthält mehr Sauerstoff

  • die Luftfeuchtigkeit ist höher als in der Stadt und hat damit eine andere elektrische Ladung

  • in der zerstäubten Luft werden negative Ionen verteilt die uns beruhigen

  • schon der Anblick von Bäumen auf Bildern genügt um ruhiger zu werden

Die Wirkung der Naturtherapie passt sich den funktionellen Vorgängen unseres Organismus an und wirkt sich auf verschiedene Individuen unterschiedlich aus: Bei Menschen mit hohem Blutdruck senkt die Waldtherapie diesen und bei Menschen mit niedrigen Blutdruck erhöht sie ihn.

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