Kakao Zeremonie für ein High-Gefühl (+Was ist zeremonieller Kakao?)
Was kann die Kakaobohne, wie und warum sie in Zeremonien eingesetzt wird und wie sich das Kakao High-Gefühl anfühlt - mit Jonas Wind von Moruga Cacao* habe ich für den Podcast über zeremoniellen Kakao gesprochen.
Die Ureinwohner Südamerikas trinken schon seit Jahrhunderten ihren Kakao. Das Wort “Schokolade” stammt übrigens vom Aztekischen “Xokolatl”, was oft mit “bitteres, braunes Getränk” übersetzt wird. Kein Wunder also, dass pure Schokolade gar nicht so süß schmeckt, wie wir es heutzutage gewohnt sind.
Im Laufe der Industrialisierung, wurde Schokolade immer mehr mit Milchpulver und Zucker gestreckt, um den hohen Bedarf decken zu können und sie den einfachen Bürger*innen zugänglich zu machen.
Moruga dreht den Spieß jetzt um und nimmt alles weg, was die Industrialisierung uns beschaffen hat.
Denn was wir durch die starke Verarbeitung in der Lebensmittelindustrie vergessen haben: Guter Kakao hat tatsächlich das Potenzial, eine stimulierende Heilpflanze zu sein.
Wir sprechen über:
wie Sober Parties zur Gründung von Moruga geführt haben
was zeremonieller Kakao ist
Jonas’ Rezept für Bulletproof Kakao
die Effekte & Wirkstoffe von Kakao
wie Kakao traditionell genutzt wurde
wann und wie oft man Kakao trinken kann
wie eine Kakao Zeremonie aussehen kann
Links:
VIDEO: Gespräch auf YouTube ansehen
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Wie hast du Cacao für dich entdeckt?
Ich habe in Berlin alkoholfreie Parties veranstaltet & da ist mir Kakao als Glücklichmacher an der Bar aufgefallen. In der “Sober Party” Szene ist Kakao nicht unbekannt, z.B. Morning Gloryville aus London bzw. Ecstatic Dance Parties auf der ganzen Welt.
Der Brand-Name ist auch eine Hommage an das Ursprungsland. Magst du erklären warum dir das wichtig war zu kommunizieren.
Als ich entschloss, eine Kakaomarke zu gründen, war mir klar, dass ich sie nicht “Berlin Cacao Company” oder ähnlich nennen mag, so wie “Schweizer Schokolode” oder “Belgische Schokolade”. Das einzige belgische an der Schokolade waren die Plantagenbesitzer, die Sklavenhändler. Kakao war seit der Entdeckung Amerikas ein Kolonialgut & hat eine sehr negative Geschichte hinter sich. Noch immer wird Kakao in vielen Regionen der Welt unter menschenverachtenden Bedingungen hergestellt.
Moruga ist das Dorf im Süden von Trinidad, in dem mein Freund Ben das erste Mal Kakao getrunken hat. Dort lebt ein Teil seiner Familie, den er dort wiederentdeckt hat.
Was ist zeremonieller Kakao?
Im Schokoladenfachjargon heißt die Grundzutat “Kakaomasse” oder “Kakaolikör”.
Die Kakaobohne besteht wie eine Nuss zur Hälfte aus Fett (Kakaobutter) und hat eine Schale. Für die Produktion wird die Bohne erst geröstet, dann klein gebrochen, dann werden die Schalen von den Bohnensplittern getrennt. Die Splitter der Kakaobohne wandern dann in Steinwalzen, wo sie über 24h gemahlen werden. Wir fügen noch eine Prise Salz für einen runden Geschmack hinzu - fertig.
Die Grundzutat ist aber immer “Schokolade” aus 100% Kakao ganz ohne Zucker, Chemikalien oder andere Zutaten, gänzlich unbehandelt und schonend geröstet. Manchmal kommen noch ein paar Gewürze oder ein wenig Süße wie zum Beispiel Honig oder Agavendicksaft mit hinein. Manche mögen den Kakao auch lieber mit Hafer- oder Mandelmilch.
Auch hochwertiges Kakaopulver oder Kakao Nibs sind im Endeffekt nicht dasselbe wie Kakaomasse, oder?
Was die Inhaltsstoffe angeht eigentlich schon. Das ganze kann man sich vorstellen wie Mandelmus. Besteht Mandelmus aus Mandeln? Ja, einfach nur klein gemahlen. Nibs sind die klein gebrochenen und geschälten Kakaobohnen. Also so wie Mandelsplitter, die man auf den Kuchen macht. Kakaomasse, also das, was ich verkaufe, sind die klein gemahlenen Nibs. Also quasi das Gleiche wie Mandelmus.
Warum ist die Kakaomasse dann nicht so schön cremig? Weil die Kakaobutter, das natürliche Fett in der Kakaobohne unterhalb der Körpertemperatur erhärtet. Erwärmen wir die Kakaomasse, ist es quasi Kakao-Nibs-Mus. Kakaopulver wird hergestellt, indem diese Kakaomasse stark gepresst wird und dadurch die Kakaobutter von dem Rest der Bohne getrennt wird. Deswegen gibt es auf Pulvern die Bezeichnung “stark” oder “schwach” entölt.
Es gibt ja auch ganz unterschiedliche Sorten von Kakao, das ist vielen wahrscheinlich gar nicht so bewusst.
Super viele. Das ist wie Wein. Wer in die Kakaowelt einsteigen will, der muss sich mit ganz neuem Vokabular auseinandersetzen. Hier ist nicht nur die Genetik der Bohne wichtig, also grob gesagt, um welche “Sorte” bzw. welche Mischung aus verschiedenen Sorten es sich handelt. Nein, auch das Terroir, also die Beschaffenheit des Anbaugebiets hat einen riesigen Einfluss auf die Kakaobäume.
Im Wein kennen wir das ja auch: In meiner Heimat, der Pfalz, wird Riesling als trockener, mineralischer Wein gehandelt. Wer in Kalifornien mal einen Riesling bestellt hat, der bekommt einen äußerst lieblichen, fruchtigen Wein ausgeschenkt. Polare Gegensätze also, obwohl es genetisch die gleiche Rebe ist. Das macht Kakao für mich und ganz viele Leute, die sich mit hochwertiger Schokolade beschäftigen, so spannend.
Wie würdest du den Effekt von Kakao beschreiben? Was macht Kakao mit mir, wenn ich ihn zu mir nehme?
Grob gesagt regt Kakao an, entspannt aber auch. In diesem Spannungsfeld bewegt sich die Erfahrung der meisten meiner Kunden.
Aber natürlich ist das jedes Mal unterschiedlich. Zum einen kommt es auf deine Tagesfassung an. Ein und die gleiche Kakaosorte kann sich jedes Mal anders anfühlen. Zum anderen kommt es natürlich darauf an, welche Sorte du gerade nimmst. Kakao ist ein unglaublich komplexes biochemisches System und wir sind bei weitem noch nicht so weit, dass wir alle Wirkstoffe kennen. Wahrscheinlich werden wir das nie, denn auch die Wissenschaft hat ihre Grenzen bei solch komplexen Systemen.
Kakao wirkt stimulierend & fokussierend - wie vergleichbar ist das mit Koffein?
Kakao enthält geringe Mengen Koffein - eine Tasse aber in etwa nur so viel wie ein entkoffeinierter Kaffee. Die Wirkung ist also auf etwas anderes zurückzuführen & fühlt sich entsprechend anders an. Dafür können wir uns mal kurz anschauen, wie Koffein eigentlich wirkt. Das ist relativ simpel, Koffein ist sozusagen der Vorschlaghammer unter den Pflanzenwirkstoffen. Koffein sorgt für die Freisetzung von Stresshormonen im Körper. Und wenn wir gestresst sind, sind wir natürlich wach, denn evolutionsbiologisch bedeutet Stress gleich Gefahr. Wir setzen uns mit Koffein also bewusst Stress aus. Deswegen haben manche Menschen Herzrasen von Kaffee oder sagen, dass sie ihn einfach nicht vertragen. Gerade in einer Zeit, in der Stress, Depression und Angstzustände zur globalen Gesundheitskrise werden, ist es verständlich, dass immer mehr Leute auf Koffein verzichten wollen. In einer Umfrage eines großen Marktforschungsunternehmens sagten rund 70% aller US-amerikanischen Millenials aus, dass sie ihren Koffeinkonsum reduzieren wollen.
Aber genug vom Koffein - wie wirkt Kakao? Du hast es bereits gesagt, Kakao kann für viele Menschen fokussierend wirken und das ist eines der Feedbacks, die ich oft bekomme. Ich selbst erlebe das oft, wenn ich morgens statt Kaffee einen Kakao trinke, so wie jetzt. Das ist aber natürlich auch von der Dosis abhängig. Ich hatte auch schon Situationen, da war an Fokus und Konzentration gar nicht mehr zu denken - ich wollte einfach nur tanzen, mich bewegen, raus gehen. Das waren aber immer höhere Dosierungen oder sehr kräftige Kakaosorten oder vielleicht hatte ich auch einfach überhaupt keinen Bock auf die Arbeit vor mir.
Kakao hat unter ärztlicher Aufsicht schon zeigen können, dass er das Zentrale Nervensystem anregt, ohne dabei den Sympathikus zu stimulieren. Schlaue Worte für: Kakao macht wach, aber nicht gestresst.
Aber vorsicht: Wer als Kaffejunkie jetzt denkt, er kann einfach auf Kakao umsteigen, dem mag es nicht so leicht fallen. Zum einen ist Koffeinsucht eine echte Sucht, mit körperlichen Entzugserscheinungen wie z.B. Kopfschmerzen, Müdigkeit, Antriebslosigkeit und schlechter Laune. Der Kakao kann dem Koffein-Loch da nur bedingt entgegenwirken.
Also: Erst mal vom Kaffeekonsum runter & dann an Kakao herantesten. Natürlich kann der Kakao auch währenddessen getrunken werden & für viele hilft genau das: Sie haben ein neues Morgenritual, auf das sie sich jeden Abend schon freuen können. Meiner Schwester geht es z.B. so. Für die ist der Morgenkakao mittlerweile unerlässlich. Das hilft natürlich, wenn man auf den geliebten Kaffee verzichten will.
Sollte man Kakao noch spät abends trinken?
Eher nein. Es sei denn, man will feiern gehen oder sich mit seinem Partner eine schöne Nacht machen. Aber eine interessante Frage: Denn viele Leute haben mir schon gesagt, dass sie v.a. abends richtig Lust auf Kakao bekommen. Ich kann mir das auch nicht erklären, weil mir das noch nie so ging.
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Von Yogi*nis hört man oft das Kakao bzw. der Pflanzengeist herzöffnend auf sie wirkt. Auf was würdest du das zurück führen?
Ich glaube, die Frage kann ich so nicht beantworten, weil sie zwei Weltansichten durcheinanderwirft. Die einen sprechen vom Pflanzenspirit, der für Empathie & die zwischenmenschliche Verbindung steht. Das andere ist wieder Biochemie in einem hochkomplexen System. Die Suche nach dem Stoff, der uns glücklich macht, ist ein bisschen so wie die Existenz von Gott oder eben die Absenz eines Gottes durch Wissenschaft beweisen zu wollen. Das wird nicht gehen. Die schlausten Menschen & Wissenschaftler sind sich dessen bewusst und versuchen gar nicht erst, metaphysische Dinge irgendwie wissenschaftlich greifbar zu machen.
Wir wissen, dass Kakao zur Ausschüttung von Oxytocin führen kann - dem gleichen Hormon, das bei einer langen Umarmung, bei Verliebten, bei intimen Beziehung & natürlich bei Sex ausgeschüttet wird - also generell, wenn sich Menschen nahe kommen. So wurde Kakao auch schon immer historisch benutzt: Als soziales Schmiermittel sozusagen, auf diplomatischen Meetings und zu Festlichkeiten.
Statt “herzöffnend” könnten wir also auch sagen “empathiefördernd”. Aber der Begriff “herzöffnend” stammt natürlich von einer Weltanschauung, die sich den Körper mit einem Chakra-System vorstellt, in dem das Herz seine eigene Aufgabe oder Besonderheit hat. Was diese Glaubensrichtung angeht, da bin ich persönlich jedoch überfragt.
Ich kann in meinen eigenen Worten sagen, dass mich Kakao irgendwie “emotional präsenter” macht und dadurch natürlich auch “sozial wacher”.
Wie oft würdest du tatsächlich vorschlagen Kakao zu trinken?
Da kann man nicht viel falsch machen. Ich trinke Kakao fast jeden Tag und ich kenne viele, die das tun. Wenn es zu viel wird, dann merkt man das schon. Dann hat man einfach keine Lust mehr drauf. Ist mir auch schon passiert & dann habe ich es für ein paar Monate gelassen. Mittlerweile bin ich wieder voll drin im Kakao-Game.
Wie nutzt du Kakao für dich?
Das fällt jetzt ein bisschen aus der Yoga-Schiene raus aber hast du schonmal von Bulletproof Kaffee bzw. Keto-Kaffee gehört? Ich benutze Kakao gerne mit Kokosfett morgens, anstatt bzw. als Frühstück. Danach setze ich mich auf mein Rennrad & gehe laufen, hier im Pfälzer Wald. Als Abschluss eine kalte Dusche in der Walddusche (ein eingefasster Bach), dann mit Hammer Musik auf dem Rennrad zurück. Bestes Morgenritual.
Gestern nachmittag hatte ich richtig Bock auf einen Kaffee. Dann habe ich Wasser heiß gemacht und dachte mir: Lieber Kakao. Also habe ich eine neue Sorte aus Venezuela getestet & kurz geile Musik gehört. Dann habe ich mich auf mein Rennrad geschwungen & bin noch für eine Runde abends gefahren.
Kleiner Hack hier: Nur durch die Nase atmen. Das bringt mich in ganz andere Sphären. Das besondere ist, dass du nicht extra eine Atemübung zuhause machen musst, so wie Wim Hof oder holotropic breathing. Dafür konnte ich mich noch nie begeistern. Aber beim Sport einfach den Mund zulassen, das bekomme ich hin. Und das Ergebnis ist umwerfend.
Für viele indigene Völker sind Kakao und eine Verbindung zu einem höheren Bewusstsein fast untrennbar. Merkst du einen Unterschied, wenn du die Pflanze bewusst zu dir nimmst vs. unbewusst im Hektik des Alltags?
Ich würde sagen, Kakao zwingt mich förmlich dazu, bewusster zu sein. Die kommt erstmal mit einem Aromen-Teppich um die Ecke und verlangt volle Aufmerksamkeit. Interessant. Mir ist es in 3 Jahren noch nie passiert, dass ich Kakao geistesabwesend einfach so “runtergekippt” habe. Dafür ist die Zubereitung vll. einfach zu speziell oder ich bin einfach immer wacher, weil es für mich auch ein Job ist… Aber wir sind beim Kakao ja meilenweit davon entfernt, einfach einen Knopf zu drücken & die direkte Befriedigung zu bekommen. Und das ist auch gut so.
Trinkst du deinen Kakao meist nur schlicht und einfach mit Wasser oder auch mal mit Nussmilch oder fügst Gewürze oder Kräuter hinzu?
Ich persönlich bin Purist, und das merkt man bei Moruga auch gerade. Ich bin viel eher daran interessiert, die verschiedenen Charaktere einzelner Kakaosorten zu entdecken und mit verschiedenen Röstungen und Conchierzeiten zu experimentieren als die gleiche Kakaobohne mit unterschiedlichen Gewürzen totzuschlagen.
Ich habe gerade mit meiner Schwester ein Kakao-Tasting gemacht, bei dem wir 7 verschiedene Sorten probiert und gegeneinander verglichen haben. Das ist für mich spannend und da wird sich meiner Meinung nach auch der Kakaomarkt hin entwickeln. Denn Kakao kann bis zu 3 mal so viele Aromastoffe entfalten wie roter Wein - also echt komplexe Noten hervorzaubern.
Kakao mit Gewürzen mischen ist für mich dann ein bisschen wie Glühwein trinken. Kann man machen. Und es gibt auch guten Glühwein, keine Frage. Aber dann brauchen wir uns beim Wein keine Mühe mehr geben.
Aber das bleibt natürlich jedem selbst überlassen.
Bulletproof Kakao
2 Quadrate unseres Zeremonie Kakaos 🍫 zusammen mit 1 Teelöffel Kokosfett 🥥 in eine Thermosflasche geben
250ml warmes Wasser dazugießen (60°C) 💦
Thermosflasche schließen & kräftig schütteln
Genießen 🥰
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Studien: