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Zyklusphasen einfach erklärt: Wie sich deine Menstruation & Ovulation auf deine Energie auswirken

Uncover your Menstural Cycle Awareness

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Psychologin & Yogalehrerin Nora (@nordwandyoga) erzählt worum es sich bei Menstrual Cycle Awareness handelt und was es mit dem Via Positiva & Via Negativa auf sich hat. (Fotos: Savannah van der Niet & Red School)

My Period Story

Nach meiner Abiturprüfung bekam ich einige Monate meine Tage nicht. Nach der stressigen Lernphase verließ ich das elterliche Nest in Brandenburg und zog ins große Berlin, um Psychologie  zu studieren. Ein neuer Lebenszyklus begann, meine Kindheit war schlagartig vorbei und meine Blutung blieb aus.

Die Frauenärztin, die nach mehreren Versuchen einen Termin für mich hatte, sagte zu mir: “Wenn du Blut sehen willst, musst du die Pille nehmen.” Und so nahm ich ein Jahr lang, ohne weiter darüber nachzudenken dieses starke Hormonpräparat. Dass mein Körper damit in eine dauerhafte Fake-Schwangerschaft versetzt wurde und dass meine Blutung keine echte Menstruation war, wusste ich nicht. 

Meine Erfahrung mit hormoneller Verhütung ist zwar bedauerlich, allerdings bei Weitem nicht das schlimmste Beispiel. Verhütung ist immer noch hauptsächlich Frauensache und die Aufklärung über die Konsequenzen fallen in der gynäkologischen Praxis meist unter den Tisch. Diesem Thema könnte ein eigener Text gewidmet werden, deshalb empfehle ich dir an dieser Stelle dieses Buch zu lesen. 

Nach einem Jahr auf der Pille, erlebte ich einen kleinen emotionalen Breakdown, weil mein Hummus alle war. Da musste ich mir eingestehen, dass ich nicht mehr ich selbst war. Ich setzte die Pille ab und bekam nach einigen Monaten meine erste richtige Periode seit 2 Jahren. Zu dieser Zeit begann ich auch meine Yoga Praxis zu vertiefen und meldete mich für die Ausbildung zur Yogalehrerin an. Intuitiv war mir bewusst, dass eine disziplinierte Ashtanga Praxis einfach keinen Sinn ergab, wenn ich meinen natürlichen Zyklus berücksichtigen wollte. Dazu später aber mehr. 

Wer kennt sie nicht. Diese abfälligen Kommentare, die eine der kreativsten und fruchtbarsten (!) biologischen Funktionen unseres Körpers zur Last degradieren: 

“Lass die, sie kriegt bestimmt ihre Tage.” 

Und es stimmt: zu verschiedenen Zeiten unseres Menstruationszyklus haben wir unterschiedlich viel Energie, Lust, Freude, und auch eine Sicht auf die äußere und innere Welt. 

Im Menstruationszyklus nach der Red School gibt es den Via Positiva & Via Negativa.

Was wäre, wenn unser Menstruationszyklus keine nervige Last wäre, sondern ein feinmaschiges Netz von Lernerfahrungen, über welches wir die großen Zyklen des Lebens im Kleinen erfahren können. Wenn wir Frieden mit unserem Menstruationszyklus schließen (und davon bin ich fest überzeugt), so kann das auch bei ‘schwierigen’ und großen Veränderungen gelingen: Vom Aufblühen zum Verblassen einer Liebe; vom beruflichen Aufstieg bis zum Ruhestand, vom sexuellen Erwachen über die Menopause hinweg, sogar vom Leben bis zum Tod. Diese großen Lebenszyklen werden oft als gefährdend für unsere psychische Gesundheit erlebt. Jeder kennt den Schmerz eines Verlustes, egal ob Liebeskummer, Tod, Kündigung oder einfach den Verlust des Körpers, so, wie er einmal war. Mit Menstrual Cycle Awareness (MCA)  haben wir als Frauen ein wundersames Werkzeug in der Hand um uns auf eins Vorzubereiten: VERÄNDERUNG. Denn die kommt ganz gewiss. 

MCA - Menstrual Cycle Awareness

Alexandra Pope & Sjanie Hugo Wurlitzer haben mit ihrer Red School wunderbare Arbeit geleistet und hunderten Frauen bereits zu einem besseren Verständnis über ihren eigenen Zyklus und der damit verbundenen Stärken verholfen. Denn ähnlich wie im Konzept der Psychoanalyse: Wenn wir wissen, warum wir auf bestimmte Art und Weise denken und fühlen, dann haben wir erst die Freiheit zu handeln. Oft wissen wir eben nicht, warum wir uns fühlen, wie wir uns fühlen und schieben uns selbst die Schuld in die Schuhe oder gar unseren Liebsten.

Wenn du anfängst deinen Zyklus zu tracken, wirst du Muster erkennen. Diese Muster geben dir die Freiheit, selbst zu entscheiden, was von Außen und was von Innen kommt. Sie helfen dir außerdem präventiv deinen Alltag so zu gestalten, dass du deine Energie nicht an Tagen verschwendest, an denen du Ruhe brauchst. Die gute Nachricht ist: du kannst gewissermaßen vorarbeiten. Wenn du dir zum Beispiel währen der Blutung auch nur 1% mehr Ruhe gönnst, so wird sich das in aktiveren Phasen auszahlen und du vermeidest ein Burnout. 

Dein Zyklus kann durch verschiedene hilfreiche Mappen illustriert werden. Eine davon stelle ich dir hier vor:

Der Via Positiva und der Via Negativa

Wenn du eine natürliche Menstruation hast, dann gibt es zwei Hauptpole in deinem Zyklus: die Menstruation und die Ovulation. Wenn du keinen natürlichen Zyklus (mehr) hast, kannst du dich übrigens nach dem Mondzyklus richten, welcher ähnliche Einflüsse auf uns Menschen hat. Dabei steht der Neumond für den Beginn deiner Menstruation und der Vollmond für deine Ovulation. Das heißt allerdings nicht, dass dein Zyklus parallel zum Mondzyklus ablaufen muss. Besonders für die Stadtkinder unter uns kann die Verbindung zum Mond an Bedeutung verlieren.

Es gibt in deiner Energie zwei Hauptströme, die von einem Pol zum anderen Pol fließen: Via Positiva - die Zeit von Beginn der Menstruation bis zur Ovulation. Via Negativa - die Zeit von der Ovulation bis zu Beginn der Menstruation.

Es gibt in deiner Energie zwei Hauptströme, die von einem Pol zum anderen Pol fließen:

  1. Dein Via Positiva - die Zeit von Beginn der Menstruation bis zur Ovulation.

  2. Dein Via Negativa - die Zeit von der Ovulation bis zu Beginn der Menstruation.

Unsere Gesellschaft verlangt von uns, dauerhaft im Via Positiva  zu sein. Wenn wir das Bild einer Stadt vor Augen haben, dann wäre das so, als wären die Lichter der Wohnungen immer aus und die Straßenbeleuchtung immer an. So, als wären wir nur auf das konzentriert, was im Außen, mit Anderen abläuft. Wir können alles schaffen, haben Lust auf viele Dinge, sagen zu allem Ja. Mamas schaffen es in dieser Zeit ganz leicht Beruf, Familie und sogar ihr Sexleben unter einen Hut zu bekommen und Multitasking ist unser zweiter Vornahme. Wir werden von anderen gelobt, wie toll wir alles schaffen und wir sind stolz auf uns selbst. Aber es gibt auch eine Schattenseite. Wir wurden gelehrt, dass wir nur in diesem Zustand wertvoll sind, dass wir immer extrovertierte, liebliche Ja-Sagerinnen sein müssen, damit wir als Frau in diesem Patriarchat geschätzt werden.

Und jetzt bitte ich dich, die folgende Gedankenreise mitzumachen: 

Stell dir vor, jemand kommt zu dir und sagt: “Weißt du was, du bist so lustig und toll, wenn du wach bist. Du schaffst so viel, ich bin gern mit dir zusammen und ich schätze deine Arbeit. Wenn du schläfst, dann kann ich dich zu nichts gebrauchen. Du sagst nichts, wir können uns nicht austauschen - ich bin regelrecht von dir gelangweilt, ja sogar abgeturnt. Deshalb wäre es super, wenn du nicht mehr schläfst. Ich habe hier ein paar Pillen für dich, die werden dich aufputschen und dann bleibst du wach!”

Du würdest diese Person laut auslachen, denn du hast schon als Kind gelernt - Schlaf ist wichtig, Regeneration ist wichtig, Ruhephasen sind wichtig, damit wir ein glückliches und zufriednes Leben führen können. 

Der einzige Unterschied zwischen deinem Menstruationszyklus und deinem Schlafzyklus ist dieser: Männer haben keinen Menstruationszyklus. Und schon sind wir wieder hier, im Patriarchat. Ich frage mich oft, wie Menstruation thematisiert würde, wäre es Männersache. Wahrscheinlich würde man sie als Fruchtbarkeitshelden feiern, die einmal monatlich einen unglaublich starken und blutigen Rhythmus durchleben, der ihnen große Weisheiten offenbart. (Cis-)Männer haben aber keine Periode. Deshalb sollten wir einfach anfangen, uns selbst zu feiern!

Und so komme ich zum Via Negativa. Ich musste ihn lieben Lernen, denn auch ich bin von meiner Umgebung programmiert. Aber wie so oft: wenn wir unsere Muster erkennen, dann macht auf einmal vieles Sinn.
In der zweiten Zyklushälfte gehen langsam die inneren Lichter an. Zurück zu unserer Stadt - die Straßenbeleuchtung ist aus und die Wohnungslichter gehen an. Auf einmal sehen wir, was unsere Bedürfnisse sind und auch das, was uns nicht passt. Es ist die Zeit in der unsere Selbstkritik und auch unser Suchtverhalten auf einmal zunehmen, denn wir haben gelernt uns in dieser Zeit zu betäuben um nicht zu fühlen. Das ist nicht nur unsere Schuld, es wird von uns erwartet. Mamas sollen eben immer mit links Beruf, Familie und Sexleben unter einen Hut bekommen, die Gesellschaft kann damit nicht umgehen, einer Frau Zeit zum Rückzug zu schenken. Wir sind alle zu fanatisch darauf erpicht, produktiv zu sein und merken nicht, das ein Mangel an Ruhe genau das verhindert. Viele Frauen berichten in meinem Women Circle davon besonders Probleme in der Zeit des Via Negativas zu haben. Das wichtigste ist hierbei zu verstehen - du bist nicht die einzige!

Was kannst du tun?

Zelebriere und schätze besonders den Via Negativa. Sprich in dieser Zeit an, was dich stört, aber wisse auch, dass die Intensität und innere Spannung vorüber geht.

Die Basics von Menstrual Cycle Awareness

Beobachte dein Suchtverhalten - greifst du in der Zeit vor deiner Periode häufiger zu Alkohol, weißem Zucker oder anderen Drogen? Wie ist es mit Verhaltenssüchten, wie zum Beispiel Onlineshopping oder deinem Essverhalten. Diese Beobachtung dient nicht dazu, dich selbst fertig zu machen, sondern ist ein erster Schritt, deine Muster zu verstehen, sodass du in einer Welt, die deinen Zyklus (noch) nicht versteht, auf dich selbst Acht geben kannst. 

Wenn du MCA praktizierst, wird sich deine Yoga Praxis verändern. Du wirst so praktizieren, dass dein Yoga deinen Zyklus unterstützt und nicht gegen dich arbeitet. Mehr dazu in Teil 2.

Der Via Negativa ist nicht weniger schön, als der Via Positiva. Er birgt viel Weisheit, Intuition und Vision und wenn du dir den Raum und die Zeit einforderst, dann kann sich eine Tiefe ofenbaren, die der stetig produktive und niemals rastende Mensch nie erreichen kann.

Die Basics von Menstrual Cycle Awareness

  1. Du brauchst ein Chart oder ein Tagebuch.

  2. Schreibe jeden Tag auf, an welchem Punkt des Zyklus du gerade bist. Der erste Tag deiner Blutung ist Tag 1. Wenn du keine natürliche Blutung (mehr) hast, dann richte dich nach dem Mondzyklus. Hier markiert der Neumond Tag 1.

  3. Am Ende jeden Tages schreibe kurz auf: dominante Gefühle, Energielevel, Körper & Psyche, Träume, Beobachtungen, Libido, Themen, Einsichten etc. 

  4. Beim Einsetzen deiner nächsten Blutung (oder Neumond) beginne wieder mit Tag 1.

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