Unseriöse Angebote im Coaching und wie Du Dich vor Manipulation schützen kannst (Teil 1)

Gesetz der Anziehung oder doch lieber Gesetz der Manipulation? Leider ist die Berufsbezeichnung des Mentors und Coaches nicht geschützt, was den Weg für viele selbsternannte Wegbegleiter frei macht, sich mit wenigen Klicks ein Social Media Profil zu öffnen und ihre Coaching Programme anzubieten #instacoach.

Unseriöse Angebote im Coaching und wie Du Dich vor Manipulation schützen kannst (Teil 1)

Inhaltsverzeichnis

    Bevor es los geht: Es steht hier nicht zur Debatte, ob Coaching, Mentoring, Masterminds oder jegliche Art von externer professioneller Unterstützung hilfreich sind oder nicht.

    Ganz im Gegenteil, ich wünschte mehr Menschen würden sich mit sich auseinandersetzen, um ungelöste Themen nicht an Familienmitgliedern, Partner*innen, Mitarbeiter*innen, der Natur oder an sich selbst auszulassen, sondern dass wir die Kraft finden in Zusammenarbeit die faktischen Probleme unserer Zeit anzugehen und ins Handeln zu kommen.

    In diesem Artikel erfährst Du, wie Du für Dich entscheidest, ob ein Coach fachlich und persönlich kompetent für Dein Anliegen ist oder ob Du bei Angeboten, die eher einer Zusammenfassung aus allgemeingültigen Lebens- und Businesstipps gleichen, skeptisch sein darfst.

    Der Artikel ist auch für alle, die sich ein nachhaltiges, seriöses und wertstiftendes Coaching Business aufbauen wollen.

    Anhand der 5 Themengebiete Unternehmer*in, Zielgruppe, Produkt, Marketing und Produktpreis bekommst Du Ansatzpunkte an die Hand, um zu entscheiden, ob Du einen mehrstelligen Betrag in Dein nächstes Coachingprogramm überweist oder Dir das Geld besser sparst.

    Die Berufsbezeichnungen reichen von Mentor, Business Coach, Life Coach bis Empowerment Coach und viele mehr und sind im Artikel vereinheitlicht auf Coach.

    Rote und grüne Flaggen zur Unterscheidung von Coaches

    Alexandra Schneller von oh self bietet auch Coaching & Consulting Services an, “für alle, die mit ihren unternehmerischen Ideen einen Beitrag zu den 17 UN Zielen für Nachhaltigkeit tatkräftig voranbringen wollen.”

    Die im Folgenden genannten Aspekte beschreiben nicht automatisch einen unseriösen Coach.

    Es geht um das Gesamtbild verschiedener Merkmale, mit denen Du für Dich entscheiden darfst, ob es mit Deinen Werten vereinbar ist oder nicht. Bitte verurteile nicht sofort den nächsten Coach, nachdem Du den Artikel gelesen hast.

    Unternehmer*innen schätzen oft selbst, dass „man das eben so macht“, und handeln nicht nach ihren eigenen Werten, sondern aus Angst und Druck, dass sie zum Beispiel sonst:

    • Ihre Produkte nicht verkaufen,

    • Im Wettbewerb mit anderen nicht genug Reichweite bekommen,

    • In Konflikte mit Kooperationspartner:innen und Freund:innen geraten,

    • In Anlehnung an das „Gesetz der Anziehung“ oder „Women supporting women“ nicht positiv und nett genug sind,

    • Nicht das Beste aus den (Kredit-)Kosten oder dem geliehenen Geld für ihren Businessstart gemacht hätten

    • Nicht ihr Team und ihren Lebensstandard finanzieren können

    Wie der Coach die folgenden Merkmale umsetzt, kannst Du beispielsweise recherchieren über Social Media, Interviews oder die „Über Mich“ Seite des Coachs. 

    Der Fisch stinkt vom Kopf

    Was für internationale Großkonzerne gilt, gilt für ein Coaching Business auch: Die Produktqualität und der Umgang mit den Kund*innen steht und fällt mit der Führungspersönlichkeit an der Spitze des Unternehmens – dem Coach.

    Was ist seine*ihre Absicht und warum wollte der*diejenige Coach werden?

    ROTE FLAGGEN: Fehlende Absicht und Flucht aus dem eigenen Leben

    FLUCHT-STRATEGIE: Eine Coaching Ausbildung zu machen oder Coachings anzubieten, kann für einen Coach eine Flucht-Strategie von den eigenen Themen sein. Denn es ist leichter, sich intellektuelles Wissen anzusammeln und anderen damit wie eine Wissensbibliothek zu helfen, anstelle es selbst umzusetzen und erfahrenes Wissen auf emotionaler Ebene zu sammeln.

    UNKLARE ABSICHT: Es gibt einen Anteil an Menschen, die Coach werden aus einer „Weg von“ Haltung: „Weg von meinem alten Umfeld“, „Weg von meinem alten Job“ oder „Weg von meinem alten Lifestyle“. Dabei fragen sie sich nicht, warum und wohin sie damit langfristig wollen und machen es nur weil es gerade hip ist. Der Coach äußert sich nahezu gar nicht öffentlich über die eigene Absicht.

    GLAMOUR LIFESTYLE: Der Coach gibt keine Einblicke in den eigenen inneren Prozess und zeigt nur die Glitzer-Glamour-Einhorn-Regenbogen-Welt der Selbstständigkeit. Außerdem macht er*sie eine Ausbildung oder Coachings nach dem anderen, weil das alle gerade machen und um Inhalte zu kopieren und weiterzuverkaufen.

    GRÜNE FLAGGEN: Erfahrung lässt sich nicht anlesen

    Grüne Flaggen beim Coaching

    DIENST-LEISTUNG: Der Coach sieht die Selbstständigkeit nicht als Glitzer- und Glamour-Welt, sondern als Service und Dienst für andere und wie er*sie sich der Welt zur Verfügung stellen kann. Er*sie spricht auch über ungemütliche Situationen und gibt Einblicke in den eigenen Heilungsprozess und Ängste. Das Ego denkt dabei zwar „Puh, das ist ungemütlich“, aber er*sie tut es trotzdem, weil es nicht um ihn*sie geht, sondern es geht um die Sache und einen umsichtigen Blick auf das Leben.

    ERFAHRENES WISSEN: Der Coach besitzt fundierte Ausbildungen, Lebens- und/oder Berufserfahrung, in dem Bereich, in dem er*sie Dich coacht und zeigt damit Einblicke, ob er*sie sich in Dich hineinversetzen kann. Der Coach setzt neues Wissen und Erkenntnisse für den eigenen Prozess um, bevor er*sie sich das Leben anderer Leute anguckt. Dafür geht er*sie los, macht Fehler, experimentiert, hinterfragt Dinge und führt schwierige Gespräche.

    Die menschliche Psyche und ein Unternehmensaufbau ist komplex und vielschichtig und lässt sich nicht mit ein paar Monaten Ausbildung oder einem Online-Kurs verstehen und fundiert umsetzen.
    — Alexandra Schneller

    STUDENT*IN DES LEBENS: Er*sie sieht sich als Student*in des Lebens und hört nicht auf zu lernen. Denn die menschliche Psyche und ein Unternehmensaufbau ist komplex und vielschichtig und lässt sich nicht mit ein paar Monaten Ausbildung oder einem Online-Kurs verstehen und fundiert umsetzen.

    Bist Du abhängig von einer Guru-Autorität und feierst einen Coach Celebrity?

    ROTE FLAGGEN: Manipulative Autorität

    MISSBRAUCH DER AUTORITÄT: Du hattest bestimmt auch schon Gespräche mit Freund*innen über einen Coach mit Celebrity-Charakter. Im Gespräch merkst Du, dass Verhaltensweisen und Aussagen des Coachs bis aufs Mark verteidigt werden oder Aussagen fallen wie „(Coach Name) hat gesagt, dass …“ oder „Ich finde (Coach Name) so toll“. Mit anderen Worten besteht eine Tendenz, dass der Coach auf ein Podest gestellt wird, Bilder von ihm*ihr auf Visionboards landen und er*sie als unantastbare Autorität gesehen wird. Diese Ausrichtung an der Meinung und Verhaltensweisen einer Autorität kennst Du vielleicht noch, wenn Du an Deine Lehrer*innen, Dein*e Ärzt*in, Influencer*innen oder Deine*n Chef*in denkst.

    Das heißt nicht, dass Vorbilder gefährlich sind und Du Dich gegen diese abwehren musst, sondern dass es eine Balance zwischen der Offenheit von Feedback und Spiegel von außen sowie Verbindung zur inneren Stimme sein darf.

    Ein autoritärer Coach trägt bewusst oder unbewusst zu einer patriarchalen Struktur bei, in die er*sie als Guru von der Community gefeiert wird und als Zentrum des Universums gesehen wird. Hier findet ein Ausnutzen der verletzten Weiblichkeit statt, die sich im Opfermodus und in der Abhängigkeit von anderen befindet. Der Coach positioniert sich im Besitz einer allgemeingültigen Wahrheit zu sein und missioniert damit anstelle zu coachen.

    GEKAUFTE AUTORITÄT: Der Coach kauft Follower auf Social Media und wächst anorganisch durch Marketing-Budget, um Dir als Coachee die Qualität der eigenen Arbeit an den Followerzahlen zu suggerieren. Nach Interviews werden strategisch Follower gekauft, um sie nach Außen den PR-Maßnahmen zuordnen zu können.

    KONSUMABHÄNGIGKEIT: Durch Aussagen wie „Wenn Du mit mir arbeitest, kannst Du so werden wie ich“, „Du kannst alles schaffen, wenn Du es nur willst“, „Wenn Du das Problem bist, ist ja alles gut, weil dann kannst Du es ja auch ändern“ oder „Wenn ich das schaffe, schaffst Du das auch“ oder durch Vorzeigen eines bevorzugten Lifestyles am Strand erscheint die Umsetzung der Träume für Dich kinderleicht und erreichbar. Klient*innen kaufen Programme, um sich erlöst zu fühlen und um die Verantwortung in die Hände des Gurus und des Coachingprogramms zu legen ohne dabei in die Umsetzung zu kommen. Die wahre Umsetzung wird vom Coach nicht angestrebt, sonst würdest Du raus kommen aus der Konsumabhängigkeit der Coachinginhalte und als zahlende*r Kund*in wegfallen. So werden „Impact“ und „Veränderung“ nur zu oberflächlichen Buzzwords.

    GRÜNE FLAGGEN: Selbstverantwortung und innere Autorität

    HILFE ZUR SELBSTHILFE: Die Beziehung zwischen Dir und dem Coach findet auf Augenhöhe statt und der Coach ist an einem Gleichgewicht interessiert. Sympathie zum Coach ist selbstverständlich wichtig. Wie bei einem Feedbackgespräch sollte jedoch nicht der Mensch an sich bewertet werden („Ich finde (Coach Name) so toll.“), sondern die Arbeit und Leistung des Coaches („Ich finde die Arbeit von (Coach Name) toll“). Der Coach pflegt und priorisiert den Kontakt mit der Community und sorgt für einen Rahmen für den gegenseitigen Kontakt in der Community. Er*sie trägt zu einer antipatriarchalischen Struktur bei, indem Du lernst, Dich mit Deiner inneren Autorität zu verbinden und zu erkennen, was für Dich gut ist (Hilfe zur Selbsthilfe).

    Der Coach betont, dass die eigenen Inhalte nicht nur von Dir konsumiert werden sollen, sondern dass Du in die Umsetzung des gelernten Wissens kommen darfst. Dabei weist der Coach Dich darauf hin, dass die Reise von jede*r einzelnen anders aussieht und der Weg stark von den eigenen Ressourcen wie Privilegien, Netzwerk oder Geschlecht abhängt und jede*r Herausforderungen anders löst.
    — Alexandra Schneller

    ECHTE COMMUNITY: Der Coach hat sich über Monate und Jahre eine Community aus echten Kund*innen aufgebaut, z.B. durch Content Marketing, Kundenbeziehungen, qualitative Produkte und PR-Maßnahmen. Gekaufte Follower kannst Du zum Beispiel durch die Engagement Rate ausrechnen und Fake Follower durch Tools wie Ninjalitics (https://www.ninjalitics.com/i) und Socialblade (https://socialblade.com/) nachvollziehen.

    UMSETZUNG DER INHALTE: Der Coach betont, dass die eigenen Inhalte nicht nur von Dir konsumiert werden sollen, sondern dass Du in die Umsetzung des gelernten Wissens kommen darfst. Dabei weist der Coach Dich darauf hin, dass die Reise von jede*r einzelnen anders aussieht und der Weg stark von den eigenen Ressourcen wie Privilegien, Netzwerk oder Geschlecht abhängt und jede*r Herausforderungen anders löst. Durch die eigene Arbeit nimmt der Coach eine aktive Rolle ein, eine inklusive, anti-patriarchale, gleichberechtige und anti-rassistische Welt zu erschaffen.

    In TEIL 2 geht es weiter.

    Alexandra Schneller ist die Gründerin von OH SELF. Dort kuratiert sie Workshops zu den Themen Beziehung, Karriere, Körper und Spiritualität. Als Unternehmensberaterin und Kundalini Yogalehrerin ist sie Expertin, wenn es um Abkürzungen für den Unternehmensaufbau und die Manifestation von kreativen Lösungen geht.

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