Medizin des Wasserelement laut TCM im Winter für sich nutzen

Yu Guo ist Ernährungsberaterin nach TCM-Lehre. (Yin Yang Meditationskissen von Kaschuba Hommage)

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Wasser ist das Element der Ruhe

Wasser ist das Element der Ruhe. Im Herbst haben sich die Säfte zurückgezogen, das sieht man an den Bäumen, wenn das Laub abfällt und die Energie hinunter in die Wurzeln gezogen wird. Im Winter braucht die Natur die Energie im Inneren: so sollte es auch bei uns Menschen sein. Wir sollten unsere Energie nach Innen fließen lassen, wieder zur Ruhe kommen. Im Sommer können wir tagsüber viel draußen sein, viel arbeiten, wenig schlafen. Aber im Winter ist das kontraproduktiv und viel zerrender. Das verlang viel Nierenessenz, man wird schnell krank. Es schwächt unser Immunsystem, wenn wir nicht nach dem Zyklus leben.

Leben nach den Jahreszeiten

Ist unser Wasser klar und ruhig, können wir bis auf den Grund sehen. (Dann kannst du dich kennenlernen.)

Unsere Gesellschaft verlangt immer ein bisschen von uns, immer in der Feuerenergie, in der Sonne zu sein – da sind wir am produktivsten. Ich habe lange gebraucht, mich an das Leben im Zyklus anzupassen: es ist nicht einfach, sich das Zurückziehen zu erlauben. Früher wollte ich nicht früh schlafen gehen, oder wollte meine Projekte unter Zeitdruck erledigen, weil mein Verstand oder die Gesellschaft das diktiert haben. Das mache ich jetzt nicht mehr.

Empty your mind, be formless. Shapeless, like water. If you put water into a cup, it becomes the cup. You put water into a bottle and it becomes the bottle. You put it in a teapot, it becomes the teapot. Now, water can flow or it can crash. Be water, my friend.

Ich ernähre mich im Jahreszyklus nach TCM. Es geht darum, in der Ernährung die Elemente in Balance zu halten. Im Sommer kann ich Eis essen, aber jetzt tut mir das nicht gut – kleine Sachen, die dem Körper viel Gutes tun. Wenn ich mich nicht auskenne, nehme ich mir gerne ein paar klassische Werke in Büchern zur Hand. Dann könnte ich zum Beispiel lesen: Herbst ist die Zeit der Klarheit, wo man alten Ballast abwirft. Ich überlege dann: wie bereite ich mich auf den Winter vor, damit er nicht depressiv wird? Wie könnte ich im Winter Alles moderat hinbekommen?

Wir Menschen haben vergessen, dass wir auch in diesem Zyklus leben. Im Herbst sehen wir eindeutig: alles fällt ab, alles stirbt. Wir glauben, das gilt für uns nicht – wir glauben, wir sind 365 Tage im Jahr gleich, dass wir jeden Tag genau gleich funktionieren müssen. Das ist falsch. Die Samen brauchen Stille, Ruhe und Zeit, um im Frühling wieder aufzublühen und im Sommer lebendig zu strahlen. Nur, wir checken das nicht.

Wasserelement im Innenleben

Nach Tun folgt ruhen.

Der Winter ist die Zeit der Ruhe, der Stille. Die Stille ist ein Potenzial, das wir nicht anerkennen – oder auch gar nicht kennen. Ich denke hier an das Yin und Yang Prinzip: zwei Oppositionen, die sich ergänzen. Zu unserem Innenleben gehören zwei Dinge dazu: Die Kraft und die Ruhe. Alles dreht sich um die Frage: Was will ich wirklich? Sexualität, Urvertrauen, der Wille – das alles stammt aus unserer Tiefe, die Ruhe braucht. Wer in Disbalance ist, entwickelt Angst. Und wer sich zu viel fürchtet, schwächt wieder seine Nierenessenz, das Wasserelement.

Yin und Yang

Yin ist das Weibliche, Yang das Männliche. Zu Yin gehört die Materie: der Mond, die Frau, das Blut. Das Blut ist das Yin im Körper: rot, flüssig, man sieht es. Das Yang im Körper ist das Chi, die Energie. Das Dynamische: du siehst es nicht, aber es bewegt sich. Die Sonne ist Yang, der Mond Yin.

Yin ist intuitiv und zyklisch, während Yang strategisch und linear ist. Yin-lastige Menschen agieren aus dem Inneren, Yang-starke Menschen sind explosiver, spontaner und schneller. Im Endeffekt tragen wir alle beides in uns und müssen auf die Balance achten. Yin und Yang ergänzen sich, sie sind keine Gegenpole. Wenn wir dynamisch und effektiv sein wollen, geht das nur aus einer Ruhezeit heraus – woher sollst du sonst diese Kraft schöpfen? Woher soll sie kommen? Deswegen musst du dir auch beide Teile erlauben.

Wasserelement auf physischer Ebene

Mastering the Elements: Water (via sensual__world)

Niere und Blase, ein Organpärchen, sind eng mit dem Wasserelement verknüpft. Laut TCM speichert die Niere unsere Ursprungsenergie: das, was uns unsere Eltern vererbt haben. Die energetische Vorratskammer, die die ganze Substanz speichert. Das ist der Yang-Aspekt, das Weibliche: die Körperwärme, das Verdauungsfeuer, das Nierenyang.

Stress, exzessives Leben, Drogen oder auch Geburten: all das schwächt unsere Nierenessenz. Das ist in Ordnung, wir bauen sie über das Leben ab: wie eine Kerze, die langsam abbrennt. Aber der Exzess belastet, zehrt und zieht unnötig viel Energie ab. Es hat Folgen, wenn wir in den 20ern schon alles rausfeuern. Jetzt, in dieser Jahreszeit sollte man das Yin nähren: die Ruhe, die Stille, das Dunkle. Da helfen nährende, warme Gerichte oder Yin-Yoga.

„Be like water, my friend”

Wasser kann wild und stürmisch sein – aber auch weich, sanft und anschmiegsam. Ich kann mir meinen Weg zum Ziel auch sanft wie ein Fluss bahnen, ohne Gewalt. Der Daoismus, eine Philosophie im alten China, nimmt das Wasserelement gerne als Sinnbild her: es erklärt, dass die Natur einen fließenden Verlauf hat, der ohne Zwang und ohne Absicht geschieht. Das bedeutet, du sollst Dinge intuitiv fließen lassen, das „go with the flow“ – Prinzip. Im Daoismus ist das ein Naturgesetz: man muss nicht alles durchanalysieren oder mit aller Kraft forcieren. Ohne Gewalt, ohne Absicht. Du tust etwas, weil du es spürst, nicht, weil du es durchdenken musst.

Es darf einfach sein – das ist das Mantra dahinter. Nicht dieses kalt-realistische. Alles geschehen, zu dir kommen lassen. Ein richtiger Taoist freut sich nicht über die Geburt oder das Leben – aber er fürchtet auch nicht den Tod.

Wasser in Balance / Dysbalance

Avatar: The Last Airbender - The Water Tribe

Wenn wir in Balance sind, haben wir ein starkes Nieren-Chi: wir handeln aus innerer Kraft heraus, haben einen starken Willen. Veränderungen sind kein Problem, wir fürchten uns nicht vor Herausforderungen. Wir sind intuitiv, geduldig, mehr im Spüren.

In der Disbalance fehlt uns das grundsätzliche Grundvertrauen: in unseren Körper, unsere Fähigkeiten, unsere Persönlichkeit. Wir sind leicht beeinflussbar, verzweifeln, werden ängstlich. Was viele Leute gerne machen: Angst durch Überaktivitäten kompensieren. Übertriebener Ehrgeiz, Sachen überspielen, bis zu Erschöpfung hin. Dann treten Burnouts oder Depressionen auf.

Der Winter-Speiseplan

In der TCM soll alles in Balance bleiben. Deswegen: alles was runterkühlt bitte weglassen. Kein Eis und nicht zu viel Tiefkühlgemüse / Rohkost, vor allem bei Verdauungsproblemen. Es ist roh und kalt, momentan sollte es mehr in Richtung Ofengemüse gehen. Smoothies auch nicht – außer für hitzige Typen, die immer einen hochroten Kopf haben, zu was Warmem. 

  • Wurzel- / Kohlgemüse

  • Linsen

  • Fisch

  • Wärmende Gewürze (in Suppen): Wacholder, Rosmarin, Liebstöckel

  • Knoblauch

  • Ingwer

Tipps für den Winter

  • Meditation. Da kommt man in die Stille, die man im Winter leben soll. Wenn nicht meditieren, dann Musik: da wird man meistens auch still.

  • Fußbad mit Ingwersud. Für alle, die kalte Füße haben. Das Wasser und den Ingwer länger am Herd kochen lassen, damit alles ausgesogen ist.

  • Moderate Körperübungen. Keine 60-minütigen HIIT-Trainings bitte. Aber Yin-Yoga, Akkupressurmassagen sind gut, um alles in Bewegung zu bringen.

  • Kleine Diaries: das kann Leuten helfen, die im Winter Angst verspüren. Wer sich jeden Tag drei gelungene Sachen oder drei Glücksmomente notiert, verfällt nicht mehr so leicht in einen Blues, in dem alles schwarz ist. Oder am Morgen drei Sachen aufschreiben, für die man dankbar ist – oder was man tun kann, damit es ein schöner Tag wird. Die positiven Aspekte hervorgraben, mehr Glück kultivieren, Mindset shiften.

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