Mund- vs. Nasenatmung: Folgen, Gesichtsveränderungen & wie abgewöhnen?
“Die Nase ist zum Atmen da und der Mund zum Essen,” ist nicht ohne Grund ein Sprichwort. “Über den Mund zu atmen ist wie über die Nase zu essen,” schreibt Christine Schmid in ihrem Buch Atme. Jetzt.
Wie ungesund die Mundatmung wirklich ist, was für Folgen sie inbesondere auf das Gesicht hat & wie du sie vermeiden kannst, sehen wir uns in diesem Artikel an.
Inhaltsverzeichnis
Was sind die Folgen & Symptome von Mundatmung?
Mundatmung führt zu einer schnellen Atmung im oberen Brustbereich, was zu Stress, Angstzuständen, Brain Fog und einer schlechten Sauerstoffversorgung des Körpers führen kann. Sie ist auch nicht gerade förderlich für einen guten Schlaf.
Wissenschaftler haben wiederholt bewiesen, dass mundatmende Erwachsene eher unter schlafbezogenen Atmungsstörungen wie Schlafapnoe, Müdigkeit, verminderter Produktivität und somit einer schlechterer Lebensqualität leiden.
Da Mundatmung zu einer schlechten Sauerstoffversorgung des Gehirns führt, wird sie auch mit einer schlechten kognitiven Entwicklung und Verhaltensstörungen, einschließlich der Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) in Verbindung gebracht.
Nachteile der Mundatmung
trocknet aus (42% Mal mehr als durch die Nase) – Verlust von Wärme und Feuchtigkeit im Körper
schnelle & oberflächliche Atmung aktiviert die Kampf- oder Fluchtreaktion, was zu einem chronischem Stresszustand führt
Asthma
Schlafstörungen & Schnarchen
Reizung der Atemwege & höhere Anfälligkeit für Atemwegsinfektionen
Mundgeruch, schlechte Zahngesundheit, schiefe Zähne
Gesichtsdeformationen
schlechte Zwerchfellfunktion, schlechte Rumpfunterstützung, höheres Verletzungsrisiko (die oberflächliche Atmung muss vom restlichen Körpersystem ausgeglichen werden)
schlechte Sauerstoffversorgung von Körper und Gehirn
schlechtere Sprachentwicklung
Wenn wir kalte, trockene Luft (Mund) statt warmer, feuchter Luft (Nase) einatmen steigen die Chancen für Asthma, Entzündungen der Atemwege sowie eine verstopfte Nase deutlich.
Die Mundatmung hat somit auch einen Einfluss auf unser Immunsystem. Da die Nase besser filtert & befeuchtet als der Mund reduziert sie die Virallast deutlich. So trägt die Mundatmung eher zu einer ungehinderten Virusreplikation bei.
Wenn du einen Sport wie Laufen oder Yoga betreibst, sollte dein Anstrengungslevel im Idealfall also nur so hoch sein, dass du währenddessen trotzdem noch durch die Nase atmen kannst.
Was sind die Gesichtsveränderungen von Mundatmung?
Bei Kindern wirkt sich die Mundatmung tatsächlich auf die Art und Weise aus, wie Gesicht, Schädel und Atemwege wachsen. Unbehandelt kann es zu lebenslangen Gesundheitsproblemen kommen.
Konstante Mundatmung während der kindlichen Entwicklung führt zu Long-Face-Syndrom, Veränderungen der Gesichtsform und zu schiefen Zähnen.
Einer der Gründe, warum Mundatmung und Veränderungen der Gesichtsform zusammen beobachtet werden, liegt in der Ruhestellung der Zunge.
Wenn die Zunge richtig im Gaumen hinter den oberen Vorderzähnen platziert ist, unterstützt sie die richtige Entwicklung des Kiefers.
Wir kennen das heutzutage auch als Mewing.
Was sind die Ursachen von Mundatmung?
Mundatmung ist ein Teufelskreis. Die Dinge, die die Mundatmung verursachen, halten sie meist auch aufrecht.
Chronisches Überatmen verringert den Kohlendioxidspiegel im Blut. Wir atmen zu viel Luft ein und zu viel Kohlendioxid aus. Kohlendioxid ist essentiell für die Abgabe lebenswichtigen Sauerstoffs an die Gewebe und Organe.
Es liefert auch das Hauptsignal zum Atmen. Wenn der Kohlendioxidgehalt niedrig ist, hast du ständig das Gefühl nicht genug Luft zu bekommen, weshalb du erst recht mehr atmest.
Geschwollene Rachenmandeln/Mandeln
Nasenpolypen
eine kleine Nase
eine deformierte Nasenscheidewand
Erkrankung der Nasennebenhöhlen
schmaler Gaumen
verengte obere Atemwege
Asthma, Allergien, Rhinitis
Zungenbändchen und/oder Lippenbändchen bei Babys
Flaschenfütterung oder Probleme beim Stillen (manchmal die Folge eines Zungen- oder Lippenbändchen)
eine überhitzte häusliche Umgebung
Daumenlutschen oder übermäßiger Schnullergebrauch
zu wenig körperliche Bewegung
Überessen
Übergewicht/Fettleibigkeit
zu viel weiche Nahrung
schlechte Körperhaltung (Vorwärtsposition des Kopfes)
zu intensives Training (auch beim Sport solltest du immer durch die Nase atmen können)
Asthma, Allergien oder Rhinitis
Mangelndes Bewusstsein für die Atmung
Mundatmung bei Kindern: Zungen- & Lippenbändchen, geschwollene Mandeln & Septumdeviation
Es ist wichtig zu verstehen, dass Mundatmung und Veränderungen der Gesichtsform Hand in Hand gehen. Kein Kind sollte jemals schnarchen.
Manche Kinder werden mit engen Atemwegen, einer Septumdeviation oder einem hohen, schmalen Gaumen geboren. Genau so können auch Zungen- und Lippenbändchen ein Stillhindernis darstellen. Stillen ist jedoch von entscheidender Bedeutung für die Entwicklung bestimmter Zungen- und Gesichtsmuskeln.
Kinder, die chronisch durch den Mund atmen haben auch unterentwickelte Nasenluftwege.
Wenn ein Kind also nicht in der Lage ist nasal zu atmen, ist es wichtig, das Problem so schnell wie möglich an der Wurzel zu packen.
Kinder leiden oft auch unter geschwollenen Mandeln und Rachenmandeln. Bevor man diese operativ entfernt, sollte eine erste Maßnahme immer Atemerziehungsübungen sein. Das sollte für eine Verringerung der Entzündung sorgen & gleichzeitig ein gutes Atemmuster etablieren, das sich hoffentlich ein Leben lang hält.
Sollten die Mandeln operativ entfernt werden müssen sollte den Kindern nach Operation dennoch beigebracht werden durch die Nase zu atmen.
Ein Mouth Tape für Kinder* kann während dem Schlafen wie auch untertags eingesetzt werden, um die Nasenatmung zu trainieren.
Warum ist die Mundatmung nachts während dem Schlaf ein Problem?
Wenn du häufig mit trockenem Mund oder Halsschmerzen aufwachst oder dich morgens immer noch müde fühlst, leidest du wahrscheinlich an Atemstörungen, Schnarchen oder Schlafapnoe.
Die nächtliche Mundatmung ist deshalb so problematisch, weil sie die Atemwege verengt. Durch den offenen Mund erhöht sich das Risiko, dass die Zunge in die Atemwege fällt, was zu einer Veränderungen des Kohlendioxidspiegels im Blut führt.
Das kann zu Schlafapnoe und Schnarchen führen. Es wirkt sich auch negativ auf die Schlafqualität aus, da man dadurch öfter in der Nacht aufwacht.
Wenn du durch einen offenen Mund atmest, sind die Atemwege auch anfälliger für Krankheitserreger, Allergene und andere schädliche Partikel. Das kann zu einer Entzündung der Atemwege führen und das Schnarchen noch verschlimmern. Gleichzeitig führt die Mundatmung zu einer verstopften Nase, was das Problem noch mehr verschlimmert.
Warum sollte ich durch die Nase atmen?
Die Nase ist unser ursprüngliches Atmungsorgan.
Bei Kindern sind die schädlichen Auswirkungen der Mundatmung schwerwiegend. In diesen prägenden Jahren trägt die Atmung dazu bei Gesicht, Zähne und Atemwege zu formen. Die Nasenatmung mit der richtigen Ruheposition der Zunge trägt zu einem gesunden Wachstum bei.
Sie erwärmt, befeuchtet und filtert die Luft und schützt so die Atemwege vor Reizungen und Infektionen.
Wenn du regelmäßig mit trockenem Mund aufwächst, dann atmest du nachts höchstwahrscheinlich durch den Mund. Denn die Nasenatmung verhindert auch die Austrocknung der Schleimhäute.
Beim Ausatmen durch den offenen Mund verliert der Körper 42 Prozent mehr Wasser als beim Atmen durch die Nase.
Die Nasenatmung ist tendenziell langsamer. Langsames Atmen aktiviert die Ruhe- und Verdauungsfunktionen des Körpers statt die Kampf-, Flucht- oder Erstarrungsstressreaktion.
Die ordnungsgemäße Funktion des Zwerchfells ist für die Stabilität der Wirbelsäule und des Rumpfes von entscheidender Bedeutung. Wenn wir richtig atmen, sind wir weniger anfällig für Rücken- und Nackenschmerzen und haben ein besseres Gleichgewicht.
Dadurch das die Nase ein kleineres Organ als der Mund ist, entsteht ein zusätzlicher Widerstand was zu einer höheren Sauerstoffversorgung des Blutes um 10 bis 20 Prozent führt.
Stickstffmonoxid wird in den Nasennebenhöhlen produziert und spielt eine wichtige Rolle bei der Abwehr des Immunsystems. Es hat nachgewiesene antivirale, antibakterielle, antipathogene und antiallergene Eigenschaften. Bei der Mundatmung wird das nasale Stickoxid umgangen.
Vorteile von Nasenatmung
verbesserte Filterfunktion sprich weniger Nebenhöhlen- & Allergieprobleme 🤧 (Luft wird von Härchen gefiltert & schützt so besser vor Reizungen & Infektionen)
langsamere & tiefe Atmung aktiviert die Ruhe- und Verdauungsfunktionen (besser für das Nervensystem)
10-20% höhere Sauerstoffversorgung des Blutes
definiertere Kinnpartie
kann Schnarchen & Mundgeruch reduzieren
bessere Zahngesundheit weil mehr Speichel & weniger Trockenheit 🦷
verbesserte Schlafqualität 😴
weniger Rücken- & Nackenschmerzen durch mehr Stabilität der Wirbelsäule
Wie kann ich mir die Mundatmung als Erwachsener abgewöhnen?
Der erste Schritt ist Bewusstsein: Beginne zu bemerken wie du atmest. Hast du einen trockenen Mund, wenn du morgens aufwachst? Mundgeruch? Wie atmest du beim Sport?
Dann solltest du darauf achten, dass deine Schlafumgebung kühl und luftig ist. Du kannst auch einen Luftreiniger* oder Luftbefeuchter* nutzen.
Je mehr du funktionelle Atmung im Wachzustand übst, desto besser wird deine Atmung im Schlaf. Das kannst du durch sogenannte Buteyko-Atemübungen.* Hier findest du ein paar Atemerziehungsübungen für Kinder.
Der effektivste Weg nachts durch die Nase zu atmen ist ein Mouth Tape*. Keine Angst: Es ist echt auch nicht störend. Du bekommst durch die Nase genügend Luft.
Du kannst Mundpflaster auch während dem Sport tragen, um die Nasenatmung bei Aktivität zu trainieren. Es ist tatsächlich schwerer als man denkt beim Sport rein durch die Nase zu atmen.
Zu guter letzt kannst du untertags einen Nasal Dilator* oder Nasenpflaster* tragen, die die Nasenatmung begünstigen.
Mit der Myofunktionellen Therapie kann zudem die richtige Zungenhaltung trainiert und die Atemwege gestärkt werden.
Mouth Taping mit Mundpflaster
Mouth Taping wird dir helfen besser zu schlafen. Es mag seltsam wirken, sich jede Nacht den Mund zuzukleben, aber während des Schlafs regeneriert und erholt sich der Körper.
Wenn du nachts konstant durch den offenen Mund atmest, bleibt der Körper in einem Stresszustand.
Das Atmen durch die Nase verlangsamt auf natürliche Weise die Atmung und erhöht die Menge an Sauerstoff, die dem Körper zur Verfügung steht – beides Faktoren, die außerdem zur Senkung des Blutdrucks beitragen.
Mund-Taping trägt auch zur Verbesserung der Mundgesundheit bei. Wenn du im Schlaf durch den offenen Mund atmest, trocknet das den Speichel aus und Bakterien vermehren sich. Das kann zu Karies, Zahnfleischerkrankungen und Mundgeruch führen. Und langfristig trägt es zu Herzerkrankungen bei.
Wenn du dir nachts den Mund zuklebst wirst du merken, dass du morgens mit mehr Energie aufwachst sowie weniger rissige Lippen hast, keinen trockenen Mund mehr und das deine Nase weniger verstopft ist.
Wenn du Alkohol getrunken hast, Magenbeschwerden hast oder schwer krank bist, lass das Mundpflaster weg. Kinder sollten in einem Alter sein, wo sie das Mundpflaster selbst entfernen können.
Mein Lieblings-Mouth Tape ist das Myotape von Oxygen Advantage*, da es den Mund nur umhüllt statt ihn komplett zuzukleben. Die Nerven im Gesicht senden Signale an das Gehirn und erinnern dich daran den Mund zu schließen. Alternativ würde ich dieses Mundpflaster hier empfehlen.*
Quellen & Buchempfehlungen zu Nasen- vs. Mundatmung
Atme. Jetzt.* von Christine Schmid
Breath - Atem: Neues Wissen über die vergessene Kunst des Atmens | Über das richtige Atmen und Atemtechniken von James Nestor*
Atemerziehungsübungen für Kinder
Wir klären in diesem Artikel:
Was verursacht Mundatmung?
Warum ist die Mundatmung schlecht?
Wie wirkt sich die Mundatmung auf das Gesicht & Kiefer aus?
Wie hängt die Mundatmung mit Zahnentwicklung zusammen?
Wie kann ich unbewusste Mundatmung nachts verhindern? Und kann es bei Schnarchen helfen?
Ist es möglich, dem Körper beizubringen, nasal zu atmen?
Wie funktioniert Mouth Taping mit einem Mundpflaster?