Tantrische Rituale für mehr (Selbst-) Liebe & Intimität
Dem Begriff "tantrischer Sex" bist du wahrscheinlich schon mal begegnet. Vielleicht assoziierst du damit etwas ähnliches wie Kamasutra, wobei es um eine Reihe von sexuellen Stellungen geht, oder aber sich bis in die Unendlichkeit durchziehende, multiple Orgasmen (...schön wär’s).
In Wirklichkeit haben Kamasutra und „tantrischer Sex“ aber rein gar nichts miteinander zu tun. Tatsächlich hat Tantra mit Sexualität selbst nur bedingt etwas zu tun.
Wie dir tantrische Rituale jedoch zu mehr (Selbst-) Liebe und Intimität verhelfen können, erfährst du in diesem Artikel.
Was ist Tantra?
Bevor ich dir ein paar tantrische Rituale für den Valentinstag empfehle, die du sowohl für dich alleine, als auch mit deinem Partner, deiner Partnerin oder deinen Partnern ausüben kannst, möchte ich zunächst einige Mythen rundum das Thema Tantra beseitigen.
Denn bei Tantra oder Tantrismus handelt es sich nicht etwa um abgefahrene Sex Praktiken, wie in unserem westlichen Verständnis meist angenommen, sondern um eine sakrale und jahrtausendalte Philosophie, die Sexualität als Teilaspekt der spirituellen Praxis und sogar Erleuchtung ansieht.
Damit unterscheidet sich Tantra von vielen anderen spirituellen Philosophien, wo Sexualität meist mit Unreinheit oder energetischem Verlust assoziiert wird.
Tantrischen Sex als solchen gibt es in dem Sinne also nicht, sondern nur Tantra als ganzheitliche Praxis mit Hinduistischen Ursprüngen.
Tantrismus hilft dir dabei, dich der Gegenwärtigkeit und darüber hinaus deiner eigenen – nicht nur geistlichen, sondern auch körperlichen – Energien auf intime und verbundene Art bewusst zu werden.
Auch dies unterscheidet Tantra von vielen anderen spirituellen Bewegungen, in denen der Schwerpunkt meist auf die geistlichen, immateriellen Erfahrungen und Sphären gelegt wird, anstatt sie mit den menschlichen, körperlichen Erfahrungen gleichzustellen – wodurch häufig eine Art Dissonanz zwischen Körper und Seele entstehen kann.
Bei Tantra jedoch, geht es um Einheit. Es geht um die grenzenlose Verschmelzung zwischen den materiellen und immateriellen Aspekten unseres Seins.
Nicht ohne Grund, bedeutet Tantra in der altindischen Sprache Sanskrit soviel wie Kontinuum oder Zusammenhang. Angewandte tantrische Rituale erlauben dir daher, mit inniger Verbundenheit und größerer Freiheit zu leben.
Außerdem hilft dir Tantrismus dabei, deine Sinne, Sinnlichkeit und die Art, wie du dich selbst und andere liebst, über die Grenzen von Bedingungen und Konditionen hinaus zu expandieren. Zudem ist das Sein im gegenwärtigen Moment ein Sinnbild der emotionalen Verbindung zum Universum – ähnlich, wie bei der Verschmelzung zwischen uns selbst und unserem Partner, unserer Partnerin oder unseren Partnern während des sexuellen Akts.
Daher kann Tantra deine sexuelle Erfahrung durchaus intensivieren – weil der Akt selbst eben als spirituelle Praxis angesehen wird, in der unser Geist und unser Körper eins werden – sowohl mit unserem Gegenüber, als auch mit dem Universum.
Daher wird im Tantra der Orgasmus auch als eine flüchtige Erfahrung der Erleuchtung bezeichnet.
Aber wie kannst du nun tantrische Rituale und Praktiken konkret anwenden? Dafür solltest du zunächst wissen, dass du beim Tantra nicht zwangsläufig ein Gegenüber brauchst. Und selbst wenn du Tantra mit deinem Partner, deiner Partnerin oder deinen Partnern praktizieren möchtest, ist es empfehlenswert Tantra zunächst nur für dich selbst auszuprobieren.
Denn um mit einem Gegenüber intim zu werden und dich komplett in den Genuss dieser Verbundenheit fallen lassen zu können, musst du jene Intimität, Liebe und jenes Vertrauen zunächst zu dir selbst erfahren. Denn die Quelle aller Liebe, die wir geben und empfangen, liegt in uns selbst.
Tantrisches Ritual für mehr Selbstliebe
Ein tantrisches Ritual, das ich während meiner Tantra Yoga Ausbildung gelernt habe und mittlerweile in jedem meiner Women Circles anwende, ist die aktive Meditation der Selbstberührung. Und damit ist nicht etwa Selbstbefriedigung gemeint (die natürlich ebenfalls wundervoll unserer eigenen Intimität und Selbstliebe dient und ein Teil jenes Rituals sein kann), sondern vielmehr das achtsame und bewusste Liebkosen unseres Körpers.
Du kannst dir dabei sinnliche Musik anmachen, Kerzen und Räucherstäbchen anzünden, das Licht dimmen und dich in dein Bett oder auf deine Yogamatte legen. Schließe deine Augen und fange an, jeden Zentimeter deines Körpers – von Kopf bis Fuß – ganz zärtlich mit den Fingerspitzen abzutasten.
Nachdem du deinen gesamten Körper auf zarte Weise gespürt hast (und eventuell neue erogene Zonen entdeckt hast), kannst du die Berührungen intensivieren und dich selbst massieren. Berühre dabei jede Rundung, jede Delle und jede Kante deines Körpers voller Bewunderung, Liebe und Dankbarkeit.
Nachdem du dies getan hast, kannst du dich im Anschluss so berühren, wie du gerne von jemand anderem berührt werden möchtest – dabei kannst du neugierig beobachten, wohin dich deine Hände und Finger leiten.
Diese Selbsterfahrung offenbart dir neue Einblicke in deine Sexualität, deine Vorlieben und deinen Genuss. Außerdem zeigt dir dieses Ritual, dass du kein Gegenüber brauchst, um deinem Körper Leidenschaft, Sinnlichkeit und erregende Bewunderung zu schenken.
Tantrisches Ritual für mehr Intimität mit deinem Partner, deiner Partnerin oder deinen Partnern
Nachdem du Tantra für dich selbst ausprobiert hast und die Intimität zwischen dir selbst und deinem Körper gesteigert hast, kannst du Tantra in deine sexuellen Beziehungen involvieren, um mehr Verbindung zu schaffen (und vielleicht ja auch den ein oder anderen multiplen Orgasmus).
Wenn du dich zunächst ganz langsam an Tantra mit einem Gegenüber herantasten möchtest, empfehle ich dir Eye Gazing mit zarten Berührungen.
Diese Praxis ist eine wundervolle Methode, um auf nicht sexuelle Weise miteinander intim zu werden. Bei Eye Gazing geht es nämlich darum, sich für einen Zeitraum von mindestens drei Minuten ohne verbale Kommunikation in die Augen zu schauen. Und so simpel dieses Ritual auch klingen mag, hilft es dir dabei dich verletzlich zu zeigen und dich selbst in deinem Gegenüber zu spiegeln.
Dies wiederum sorgt für die Verschmelzung zwischen dir und deinem Partner oder deiner Partnerin, ebenso wie während des sexuellen Akts selbst oder der Einheit von unserem Sein, dem gegenwärtigen Moment und dem Universum.
Während dieses Rituals wirst du dir außerdem dessen bewusst, wie selten wir uns heutzutage in die Augen schauen ohne den Blick abzuwenden oder andere Reize wahrzunehmen – vielleicht wird es dir sogar unangenehm erscheinen und die ein oder andere Reaktion hervorrufen.
Wenn es sich intuitiv richtig anfühlt, kannst du im Anschluss mit deinem Gegenüber zarte Berührungen austauschen – ohne den Blick von euren Augen abzuwenden und ohne dabei verbal miteinander zu kommunizieren. Beobachte dabei, wie intensiv und stimulierend diese Erfahrung sein kann.
Wenn du Tantra auf die sexuelle Ebene in deiner Beziehung bringen möchtest, kannst du vor dem Sex mit deinem Partner, deiner Partnerin oder deinen Partnern zunächst gemeinsam meditieren (idealerweise nackt), um in eure innere Mitte zu finden, um danach synchronisiertes Atmen zu üben.
Dabei stimmt ihr den Rhythmus des Ein- und Ausatmens auf einander ab, um für Einheit und Verschmelzung zu sorgen. Danach können ähnliche Berührungen ausgetauscht werden, wie bei dem tantrischen Ritual für mehr Selbstliebe, sprich unterschiedliche Intensitäten von Liebkosungen.
Auch im sexuellen Akt selbst können verschiedene Rhythmen ausprobiert werden, um die Erregung zu erhöhen und Orgasmen zu intensivieren.
So könnt ihr gemeinsam 6 weiche Penetrationen und eine tiefe Penetration durchzuführen, oder aber eine Kombination aus 5-1, 4-1, 3-1, 2-1, 1-1 ausprobieren – wobei die erste Zahl für die weichen und die zweite Zahl für die tiefen Penetrationen steht (dieses Prinzip kannst du natürlich auch für dich selbst, während deiner Selbstbefriedigung applizieren).
Tantra im Alltag
Tantra ist natürlich nicht nur etwas für den Valentinstag, sondern kann – und sollte sogar – als Achtsamkeitspraxis für mehr (Selbst-) Liebe, Intimität und Verbundenheit in deinem Leben integriert werden. Neben den oben genannten Ritualen, kannst du kleine tantrische Praktiken in deinem Alltag anwenden, wie zum Beispiel dich selbst jeden Tag mehr zu berühren und dir Zärtlichkeit schenken, indem du dich vor dem Einschlafen innig umarmst und deine Arme streichelst, oder dich morgens nackt vor den Spiegel stellst und deinen Körper voller Liebe und Dankbarkeit berührst.
Darüberhinaus kannst du Tantra auch in deiner Yogapraxis einbinden, indem du Kaula Tantra Yoga oder Yin Yoga mit dem Schwerpunkt auf deine ersten zwei Chakren praktizierst.
Aber die wohl einfachste Art Tantra in jedem beliebigen Moment deines Lebens zu integrieren, ist deine Aufmerksamkeit immer wieder auf deine Atmung, den gegenwärtigen Moment und alle Sinnesreize in deinem Körper zu lenken und dabei Selbstliebe und Sinnlichkeit zu spüren. Damit wird jeder Tag zum Valentinstag!
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