Jana Klar Rohtranskript
Jana, wie startest du meistens in den Morgen?
Ganz unterschiedlich. Meistens stehe ich auf wenn ich Bock habe, ich stelle mir keine Wecker außer wenn Termine. Dann erst mal ein Kaffee, starte erst ruhig – erstmal Emails checken.
Wer bist du?
Auf den Kanälen Jana klar auf Youtube und Instagram seit 2014 7 Jahre Content, der sich mit meiner Person immer wieder ändert. Momentan: Veganismus, Nachhaltigkeit, Selbstfindung, in Richtung Natur finden.
meine ersten Videos: waren lustigerweise vegetarische Kochvideos, dann Comedybereich – damit war ich sehr erfolgreich. Leute unterhalten. Das hat sich vor 3 Jahren geshiftet.
Was konkret, Auslöser?
Ich habe vor 7 Jahren begonnen vegetarisch zu leben – dann mehr vegan übergeschwappt – wenn man überlegt was man seinem Körper antut, der Umwelt, Tieren, schlittert man immer mehr in ein Bewusstsein für sich, die Umwelt, Tiere. Das hat sich natürlich in meinem Leben und auf meinen Content ausgewirkt.
Konsum und Fastfashion wird in Influencerkreisen hochgehalten – du hast 2019 das Konsumtb rausgebracht: besser leben durch bewussten Konsum. „Wie ich aus der Konsumfalle aufgewacht bin“ – wie?
Ich hatte das riesen Glück, dass die lustigen Videos auf Youtube so erfolgreich wurden und mein Kanal dann explodiert ist und ich auf eine schnelle Art und weise zu so viel Geld gekommen bin wie ich es niemals geplant oder erträumt hätte – war nur ein Hobby. Dann voll in die Richtung geschlittert: mir mit dem Geld alles mögliche zu kaufen – wenn ich das erreiche, bin ich glücklich, wenn ich das kaufe, bin ich glücklich, dieses typische Denken das jeder hat. Meine Ziele waren dieses klassische Jugendmädchen: schlank sein, Geld haben, Boyfriend haben, dann glücklich für immer. Habe viele Klamotten gekauft, bin völlig unbewusst umgegangen – meine ganze Wohnung zu füllen mit Krempel, täglich auf Amazon bestellt und irgendwelche Kleidung gestellt, noch dazu direkt neben der Mahü gewohnt, zum Spaß shoppen – ich bin in ein emotionales Burnout gedriftet, weil mich das alles überfordert hat. Ich kann noch so viel anhäufen, glücklicher werde ich nicht. Wie kann ich mich akzeptieren? Dann habe ich mich mehr mit mir selbst im Inneren beschäftigt, so hat es begonnen, dass ich aus der Konsumfalle raus bin.
Schuhe um 1,50 Video altes video von dir reviewen -
Voll witzig, weil solche Videos allgegenwärtig und in Mainstreambubbles gängig sind, Haul-Videos. Jetzt ist es groß auf Tiktok: schnelle Outfit-Videos, 20 Outfits in 30 Sekunden gefühlt, alle neu und die man am besten bei Shein bestellt hat. Von der Marke noch nie gehört – in dem Video mit den 1,50 Schuhen bei denen bestellt gehabt – jetzt sind die riesig überall. Größte Fastfashionproduzenten weltweit. Wenn H und M eine Haselnuss ist, ist Shein gefühlt eine Melone.
Unsere Bubble: da bekommt man es nicht so mit – aber auf Tiktok, andere Influencer, doch noch sehr verbreitet. Nicht ganz so leiwand. Überkonsum – was ist das Problem?
Es ist eigentlich eine Form von Copingmechanism, ständig zu kaufen und diesen ständigen Befriedigungskick haben zu wollen. dAs ist ein kurzfristiges Glück, dass viel Müll produziert, deine Wohnung füllt, Zeit schluckt, Einkaufen, Sortieren – du brauchst mehr Raum zum Unterbringen, mehr Zeit zu putzen – seit ich ausgemistet habe und nicht mehr viel nachhole, habe ich so viel mehr Zeit.
Emotionales Burnout – wie gezeigt?
Ich dachte, wenn ich das erreiche geht’s mir gut – ist nicht so – diese Erkenntnis. Dass die Lösung davon ist in sich reinzuschauen, da muss man auch erst mal draufkommen. Das war mein Eintrittstor in „was im Außen stattfindet ist random was Glück angeht“ – immer Innenschau.
Jana Wie alt bist du? – 26 – 2014 war ich 19, gerade so aus der Schule raus. Überkonsum ist auch Partymachen, Alkoholkonsum. Das hat sich alles mit diesem Bewusstsein bei mir komplett verändert.
Hatekommentare? – 95% davon sind goals, ich lerne viel von meiner Community – aber die restlichen 5 kosten Energie. Lässt es dich nach all den Jahren kalt? Nein. Aber das Learning: man lernt, Grenzen zu setzen. Da bin ich seit 2 Jahren gut dabei. Dafür brauche ich ewig, dass ich meine Grenzen setze. Bei jedem Gespräch, jeder Tätigkeit, immer neu hinterfragen – dazulernen, Grenzen kommunizieren. Grenzen kann man auch erst setzen wenn man weiß was man will und aushält.
Konsum: wenn man nach wie vor Shoppingproblem hat, oder zu viel bei Shein einkauft – woher kann das rühren? Für was darf man sich selbst vergeben?
Ich bin keine Psychologin, kann nur von meinem Erleben sprechen. Bei mir immer das Gefühl, nicht gut genug zu sein – da immer wieder angeknüpft in mir drinnen. Mit journalen, meditieren, all diesen klassischen Sachen, die wir hören aber auf die wir meistens vergessen. Ich war 5 Jahre single in Wien, habe alleine in meiner Wohnung gewohnt – krasse Selbstfindungsphasen. Da habe ich teilweise Wochen komplett alleine verbracht, Tagebuch geführt, reflektiert und meditiert – manchmal sich von der Gesamtwelt bisschen abzugrenzen um sich selber kennenzulernen – traut sich fast keiner, aber bringt voll viel.
Wir versuchen über das Außen die Fremdwahrnehmung zu kontrollieren, weil wir glauben, dass dadurch der eigene Wert begrenzt ist. Its all about the Selbstwertgefühl.
Wie fängt man an mit Konsumthema? Innerlich, im Außen?
Sicher bei jedem anders. Bei mir war es so: das Ganze hat mit Dokus gestartet – über Umwelt, Tiere, Gesundheit, habe ich nächtelang geschaut. Bei mir gab es keine andere Möglichkeit mehr, als etwas zu verändern – hätte nicht mehr so weitermachen können. Dann habe ich begonnen meine Wohnung auszumisten – hat das für mich wirklich eine Wertigkeit, oder hab ich das einfach nur random mir hergeholt?
Ein zwei Dokus?
Tiere: Dominion – da muss man schon Nervensystem mitbringen. Sonst mein Klassiker: Minimalism. Den habe ich mir glaube ich 15 Mal reingezogen. Bei mir ist aufgefallen: je mehr ich mich von Sachen verabschiedet habe und die Wertigkeit in den einzelnen Dingen erkannt hab, desto dankbarer bin ich für das, was ich hab geworden – vorher: ich habe eine Wohnung voller unbeseelter Sachen, die mir nichts geben und mich nicht glücklich machen. Meine Wien-Wohnung habe ich mit zweimal Onlineshoppen gemacht. Jetzt hole ich mir nur noch „beseelte“ Sachen. Ich habe vier Tassen, jede Einzelne liebe ich so extrem. Dann können dir Sachen auch etwas geben. Was das Influencerdasein betrifft: lange habe ich so viel zugeschickt bekommen. Am Anfang fand ich das voll cool. Mittlerweile: behalt dir deinen Scheiß. Schick mir das nicht. Ich will nichts ungefragt geschickt bekommen – das ist für mich Müll. Ich will mir ja Sachen holen, die ich brauche, crave, die ich gefunden habe sodass sie mir eine Geschichte mitgeben – wo ich Geld ausgegeben habe, dann hat es eine andere Wertigkeit und Dankbarkeit als wenn mir das irgendwer zugeschickt hat.
Top 3 Tipps um minimal zu leben? Wie gehst du an Konsum in deinem Leben an?
Ich mache es mittlerweile so: großteil Secondhand. Unsere Welt ist überfüllt mit Sachen: mittlerweile bekommt man so geile Sachen online, teilweise auf manchen Plattformen geschenkt. Weil manche Leute ihre Wohnung ausmisten und loswerden wollen. Wenn ich Secondhand nicht finde, unterstütze ich kleine Unternehmer, Firmen, die Bock haben die Welt zu verändern – die gut produzieren, Arbeiter fair bezahlen.
Erste Frage, wenn ich einen Kaufimpuls hab: brauche ich das überhaupt? Ich hatte früher oft dieses zuhause: ich hätte gerade Bock etwas zu kaufen. Erstmal die Frage stellen: ist das jetzt nötig? Was ein guter Tipp ist wenn dieser Kaufimpuls besonders stark ist: in einen Shop gehen, Warenkorb füllen, aber dann wieder löschen und gehen. Gibt dir ein bisschen den Kick, aber du kaufst es halt nicht.
Es ist alles auch Regulierung des eigenen Nervensystems – das ist alles ein Bewältigungsmechanismus: essen, shoppen usw. Das glaub man zum Teil kaum DAS SAGT CHRISTINA weil es oft aus Mangelgefühl heraus kommt
Sich selber nicht verurteilen ist großer Punkt dieser Reise. Bei Essen bin ich noch immer dran. Das Bewusstsein dafür haben ist nice.
Next big topic: wir haben beide unsere Ausbildung zur Kräuterpädagogin gemacht an der Vitalakademie. Wir sind gerade bei einem Retreat, creative Resets. Was ist dein Lieblingskraut und warum?
Der Frauenmantel in Mischung mit der Schafgarbe, weil ich mich voll mit meinem Zyklus auseinandersetze. Ich bin gerade dabei, auf NFP umzusteigen von der Kuperspirale – meinen Zyklus besser kennenlernen. Eine Woche bevor ich Periode bekomme: Frauenmantel-Schafgarbetee trinken. Schafgarbe entkrampfend, Frauenmantel reguliert den Zyklus.
Wie bist du auf die Idee gekommen, ich lasse mich weiterbilden in Richtung Kräuter?
Ich will irgendwann diese Omi sein, die die ganze Natur kennt und die Enkel damit impressen kann. Naturschutz: was man kennt, schützt man auch lieber. Ich habe mich irgendwann gefragt: warum kenn ich keinen einzigen Baum, kein einziges Kraut außer jetzt Löwenzahn und Brennnessel? Dann war ich in Wien bei einem Workshop von Valerie, Blatt und Dorn – ich wusste damals nicht einmal, was eine Hagebutte ist. Ich dachte: ich muss das jetzt alles wissen.
Was wir nicht benennen können, lieben und schützen wir nicht.
Was haben wir so gelernt?
Hauptsächlich die Grundlagen der Botanik. Die wichtigsten Pflanzen, räuchern, Herstellung von verschiedenen Salben, Naturkosmetik, Integration in die Küche. Wir haben viel gekocht. Wie man sammelt, wie man das Kraut bestimmt. In Österreich gibt es 3000 Arten – benennen kann ich dir mittlerweile 60-100. App: Picture this
Nach der Ausbildung weiß man, was man alles nicht weiß – es ist jetzt so, wie wenn ich den ersten Schritt gemacht, hineingeschnuppert hätte – vom kompletten Stadtmensch zu irgendwas grundlegendes. Nach der Ausbildung ist man nicht fertig – es öffnet die Büchse der Pandora – man beginnt sich für Sträucher, Insekten, Bäume zu interessieren – von Sträuchern kann man viel ernten.
Was kann man mit der Kräuterpädagogikausbildung danach machen?
Man darf Kräuterwanderungen und Workshops geben, das Wissen per se weitergeben, aber man darf nicht 1:1 beraten. Wir dürfen sagen: Schafgarbe ist gut für dies und das – aber ich darf nicht sagen: nimm Schafgarbe gegen deine Menstruationsbeschwerden. Die Versprechen von der Heilung dürfen nicht gegeben werden. In Deutschland kann man mehr Richtung Phytotherapie gehen.
Ich finde sowieso jeder sollte ein Basic Pflanzenverständnis habe CHRISTINA – Jana: Wenn man sich das finanziell ermöglichen kann, würde ich es jedem empfehlen.
Zukünftige Pläne?
Bei mir soll es immer mehr Richtung Natur gehen. Ich möchte ländlicher rausziehen, selbstversorgerrichtung, aber das auch in Balance zu kriegen mit meinem Job und meinem Aktivistinnendasein verknüpfen zu können. Mal schauen, wie es wird.