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y.lab: Yogastudio-Gründung & Psychedelic Breath® mit Carina Sitz & Julia Freidl

y.lab-Gründerinnen Carina Sitz & Julia Freidl in ihrem Yogastudio in Wien

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Ihr perfekter Morgen

J: Es war ein langer Kampf, in eine gute Morgenroutine zu finden. Aber ich bin bei etwas sehr Intuitivem gelandet: erst ein Hafermilchcappuccino, dann ein paar Seiten in meinem Tagebuch. Gefolgt wird das von einer kalten Dusche.

C: 20 Minuten intuitive Bewegung und eine Meditation dürfen in der Früh nicht fehlen. Ich habe eine ambivalente Beziehung zur Morgenpraxis: da ich ein sehr strukturierter, disziplinierter und konsequenter Mensch bin, kippe ich schnell in Routinen. Ich versuche immer wieder auszubrechen und jeden Morgen anders zu gestalten.

Von Marketing zu Yoga: zurück zur Intuition                     

Wir haben uns kennen und lieben gelernt, als wir vor einigen Jahren beide in Marketingpositionen in der Kosmetik gearbeitet haben. Ob wohl wir sehr verschiedene Backgrounds haben, war von Anfang an klar, dass wir mehr als nur Kolleginnen werden.

ylab steht für yoga laboratories - ein spiritueller Versuchsraum

Später wussten wir ziemlich genau, dass wir nicht mehr in diesem Feld arbeiten möchten – wir haben ziemlich ins Blaue gekündigt und gleichzeitig die Yogalehrerinnenausbildung gemacht.

Wir haben im Yoga viel Halt gefunden. Damals hatten wir beide nicht die Intention, selbst zu unterrichten. Aber am Ende ist es oft so, dass man so beeindruckende Erfahrungen macht, dass ein tiefes Bedürfnis entsteht, das anderen vermitteln zu wollen. So ist die Idee gekommen, gemeinsam etwas auf die Beine zu stellen.

Y-Laboratories: ein Versuchsraum

Wir haben viel Zeit und Energie in die Vorarbeit gesteckt, um die Schere zwischen intuitivem Business und einer gewissen rationalen Greifbarkeit zu schließen. Wir wollten einen gemeinsamen, eigenen Raum, in den wir unsere Seele einbringen können.

Es sollte ein spiritueller Versuchsraum werden: wir sind sehr interessiert daran, neue Dinge auszuprobieren, von schamanischer Frauensauna bis hin zu neuen Atemtechniken.

Innerhalb von ylab wollten wir die Möglichkeit haben, viel umzusetzen, was wir in der Welt stärken möchten. Dafür mussten wir erst einmal die richtige Immobilie finden. Ohne ihn zu kennen, hatten wir den richtigen Raum bereits auf dem Moodboard von unserem Businessplan: weites Loft, grauer Boden, schwarze Fenster. Eigentlich dachten wir nicht, dass wir so etwas in Wien zentral finden können – aber wir haben es geschafft, wir haben genau unsere Vision wahrgemacht.

In das Projekt ist viel Liebe geflossen – hier zu sitzen erfüllt uns immer noch mit Stolz und Ehrfurcht.

Zwei Gegensätze, eine Vision

Wir beide sind in kleinen und großen Dingen sehr gegensätzlich. Das unterstützt uns jeden Tag: wir ergänzen uns in unseren Fähigkeiten und Interessen. Julia ist sehr spontan und konnte die Eröffnungsrede aus dem Stehgreif halten – Carina hat ihre Rede schon zwei Wochen vorher genauestens ausformuliert.

Carina liebt das geschriebene Wort, Julia macht die grafischen Elemente. Es braucht beides: das eine kann ohne das andere nicht. Gemeinsam sind wir eine Einheit: wir bauen unsere unterschiedlichen Fähigkeiten in die gemeinsame Vision ein. Natürlich gehört auch ein bisschen Mut dazu, etwas auf die Beine zu stellen.

Tipps für angehende YogaStudio-GründerInnen

Erstens: Anfangen. Es scheint banal – aber hier unterscheiden sich realisierte Visionen von solchen, die Theorie bleiben. Man muss beginnen, kleine Schritte zu unternehmen, sukzessive mehr Energie und Zeit für ein Traumprojekt freizuschaufeln.

Es muss kein plötzlicher, radikaler Schritt sein – man muss nicht den 40-Stunden-Job kündigen. Kleine Veränderungen reichen: es muss nur ein stetiger Prozess sein. Rilke hat einmal gesagt: man muss in die Fragen hineinleben, um sie zu lösen.

Zweitens: spirituell verbunden sein. Natürlich ist auch das visionäre wichtig – aber dem ganzen mit Intuition zu begegnen kann sehr hilfreich sein.

Man muss eine klare Vision vor sich sehen, zu der man hinwill – dann kommt automatisch die Disziplin, um sie ins Leben zu holen und umzusetzen. Uns hat es sehr geholfen, den Leuten von unserem Plan zu erzählen. Solange Ideen nur schweben, ist es schwierig – aber sobald man sie teilt, fließen die Dinge. Wenn man beginnt, eine Sprache dafür zu entwickeln und allen Menschen mitteilt, dass es passieren wird, wird es irgendwann Realität.

Wenn du es wagst, dem eine Stimme zu geben, kommt es automatisch ins Rollen.

Leidenschaft & Selbstzweifel

Es gibt Zeiten, in denen ich denke: du unterrichtest Dinge, die du selbst nicht praktizierst. Dann gibt es wieder Zeiten, in denen ich total inspiriert bin – in denen ich mich voll meiner persönlichen Praxis widmen kann. Mit diesem Schwanken muss man umgehen können.

Lesen, Kurse machen, Ausbildungen helfen mir dabei – ich hole mir die Themen auf verschiedene Arten ins Leben.

Eine Herausforderung für mich ist, alles in die Tiefe sinken zu lassen: vom Kopf muss es tiefer fließen, bis in die Sprache, dann noch tiefer, ins Becken, in die Bewegungen, damit es zur verkörperten Praxis wird. Das ist das Wunderbare am Arbeiten mit dem Körper: wir haben ein Tool, das manifest ist. Mithelfe des Körpers können wir uns auch auf anderen Ebenen aus Mustern herausbewegen. Damit Arbeiten wir in Yoga und Atempraxis: Wenn wir mit dem Atem aus eingefahrenen Routinen austreten, folgt der Geist automatisch in eine neue Gedankenwelt.

Wenn wir uns als spirituelle Lehrerinnen bezeichnen, ist es wichtig, dass wir keinen Scherz daraus machen oder uns klein machen. Man muss hinter dieser Profession stehen, mit voller Power und Kraft. Da geht uns in unserer Gesellschaft einiges ab, deswegen ist es wichtig, dass wir uns gegenseitig stärken.

Gründung: wenn man sich selbst im Weg steht

Man steht sich oft selbst im Weg – man limitiert sich. Wir haben mit wenig Erfahrung oder Connections ein Yogastudio eröffnet – natürlich wird man anfangs nicht so wahrgenommen, wie man es sich wünscht, natürlich sind nicht sofort alle Kurse so voll, wie man sie gerne hätte.

Da muss man Stärke bewahren und aus jeder Situation das Beste herausholen – das ist eine ewige Herausforderung im Gründungsprozess.

Man dümpelt gerne im negativen Teich herum. Aber unser Vorteil ist, dass wir zu zweit sind: wir erinnern uns gegenseitig an Alles, was wir erreicht haben.

Man muss sich erlauben, stolz zu sein und diesen Wert auch nach außen zu tragen. Es gibt viele schöne Dinge, auf die man sich zwischendurch besinnen darf.

Freundinnen und Geschäftspartnerinnen – geht das gut?

Es ist eine Challenge, privates von beruflichem zu trennen: oft verschwimmen die Grenzen. Man muss sich für beide Sphären bewusst Zeit nehmen – einerseits der gemütliche Kaffee für die Freundschaft, andererseits die konzentrierte Arbeitszeit für das Unternehmen.

Wir haben einen Vormittag in der Woche, der nur ylab gehört. Da wir uns gut kennen, passiert es oft, dass wir uns gegenseitig schonen oder schützen wollen. Wenn eine von uns Stress hat, wollen wir Dinge voneinander fernhalten – das limitiert das Unternehmen.

Wir haben unterschiedliche Visionen für unsere beruflichen Ziele: ylab ist ein wichtiger Teil, aber zusätzlich haben wir beide noch andere Projekte. ylab soll in unseren beiden Leben Platz haben, für alle Projekte Platz schaffen. Es ist eine Herausforderung – aber gleichzeitig ist es großartig, dass wir uns selbst kreieren können. ylab darf mit uns mitwachsen, wir dürfen mit ylab wachsen.

Yoga im Alltag: von der Matte ins Leben

J: Was Yoga für mich ist? Yoga ist das Leben. Wenn man Yoga als Lebensphilosophie auffasst, findet es nach und nach in allen Lebensbereichen Platz. Ein Energy-Release auf der Matte ist zwar schön – aber im Endeffekt müssen die Themen auch außerhalb der Matte, ganzheitlich im Leben gelöst werden.

Man muss eine gewisse Eigenverantwortung entwickeln: Wie kann ich den Fokus, das Gefühl nach einer Yogapraxis in eine Beziehung oder meinen Beruf einbringen? Es ist ein langer Lernprozess, der nicht von heute auf morgen passieren kann.

Man darf weiterhin Mensch sein und Fehler machen – aber die Kunst ist, immer genauer zu bemerken, dass man gerade danebengegriffen hat. Durchatmen, Trigger hinterfragen und Eigenverantwortung übernehmen anstatt die Schuld auf andere zu schieben – im Ursprung, nicht nur in der Symptombekämpfung arbeiten. Yoga macht achtsamer, reflektierter, bewusster.

C: Yoga führt über viele Themen ins Bewusstsein – viele davon sind nicht bequem. Mit der Yogapraxis kommen viele Muster hoch: einige davon behandle ich mit einer professionellen Therapeutin in der Tiefe.

Viele sehen bei Yoga anfangs nur den körperlichen Aspekt. Aber wenn man lernt, den Körper als Speicher von Gedanken und Gefühlen zu verstehen, macht es Sinn, dass die körperliche Praxis in die Gedanken und Gefühle führt. Mit diesen Emotionen umzugehen und sie aufzuarbeiten, ist eine eigene Angelegenheit.

Psychedelic Breath® – raus aus Raum und Zeit

Es ist eine außergewöhnliche Bewusstseinserfahrung – nur wird sie nicht durch Drogen, sondern durch eine dynamische Atemtechnik aus dem traditionellen Yoga herbeigeführt. Es ist ein multisensorisches Erlebnis: es wird von elektronischer Musik und verschiedenen anderen Praktiken begleitet, zum Beispiel dem Räuchern von Palo Santo oder den Zusatz von ätherischen Ölen.

Was ist Psychedelic Breath® von Eva Kaczor?

Man tritt stark aus den alltäglichen Atemmustern aus, geht in einen sehr intensiven körperlichen Zustand – das öffnet geistig eine ganz andere Welt. Das Erlebnis hat das Potenzial, sich mit der eigenen Intuition wieder zu verbinden. Oder mit wichtigen Themen, die im Alltag oft in den Hintergrund rücken. Das Neuausrichten nach den eigentlichen Prioritäten ist ein großer Punkt.

Die neurologischen Hintergründe sind sehr spannend: der Atem kann die Frequenz der Gehirnwellen verändern. Die Beta-Frequenz, die mit dem analytischen Alltagsdenken assoziiert wird, kann in Alphawellen umgewandelt werden, die hochkreativ und tief entspannt sind.

Die Musik ist eine zusätzliche Ebene: es macht Sinn, diese sehr dynamische Atempraxis auf einem Beat aufzuhängen. Durch die Musik kann man sich noch besser auf den Körper einlassen, noch tiefer in sich selbst tauchen. Es entsteht ein Kribbeln im Körper.

Nach dem dynamischen Teil kommt immer die breath retention: hier halten wir den Atem am obersten Punkt an und schaffen Raum. Die Musik unterstützt uns dabei, diesen Raum zu erforschen und zu erfahren. Man verliert das Gefühl für Raum und Zeit, ist in einer anderen Sphäre.  

Das Atemgeräusch der Gruppe steigert sich zu einer Geräuschwelle, die dich trägt. Letztes Jahr waren wir in Berlin bei einem Open-Air-Psychedelic-Breath-Event mit LiveDJ. Offener Himmel, ein Innenhof: es war ein unglaublich schnelles Herausheben aus dem gewöhnlichen Zustand.

Sich im Moment auflösen. Es ist genau das, was in den meisten spirituellen Praktiken das Ziel ist: komplett da sein, sich der Essenz widmen.

Erste Erfahrungen mit Psychedelic Breath®

J: Es war wie ein Rave-Gefühl: als große Freundin elektronischer Musik habe ich es sehr genossen und war sehr interessiert, was im Körper passiert.

Der gedankliche Rahmen von Raum und Zeit fällt weg, man befindet sich auf einer Welle, in einer ganz anderen Welt. Die Vibration im Körper, die Schwingungen, man wird feinfühliger, empfänglicher für die Energie im Raum. In der Gruppe spürt man die Präsenz der Anderen. Es hat verschiedene, sehr interessante Dimensionen.

J: Bei mir war es mit viel Angst behaftet. Als Baby hatte ich einen Atemstillstand, in der Jugend waren Panikattacken ein Problem. Bei mir schlägt sich alles, was Angst macht, sofort auf den Atem.

Am Anfang konnte ich mich nicht richtig darauf einlassen. Aber schließlich hat die Neugier gesiegt. Die Erfahrung hat mir geholfen, nicht mehr Angst vor der eigenen Power zu haben, die entsteht. Im Gegensatz zu anderen psychodelischen Zuständen kann man sehr schnell zum Normalzustand zurückkehren: wenn man normal atmet, ist man schnell wieder draußen. Das gibt eine gewisse Sicherheit.

Psychedelic Breath® vs. Pranayama

Dynamisch + halten: Psychedelic breath ist eine Fusion aus verschiedenen Techniken. Das schöne an der Erfahrung ist das Ritual rundherum, es ist eine Gesamterfahrung. Über die Musik bauen wir die Dramaturgie auf, begleiten die mehrere Zyklen, die wir jeweils bestimmten Themen widmen. Es ist nicht nur die Atemtechnik – es sind auch die Zusatzelemente, die es von anderen Pranayama-Praktiken unterscheiden.

Atmen: gibt es richtig und falsch?

Atem ist immer eine Reflexion dessen, wie es uns gerade geht – daher gibt es kein richtig und falsch. Der Atem versucht uns in der Situation zu unterstützen, in der wir uns gerade befinden. In einer schwierigen Situation tendieren wir dazu, flach zu atmen, kürzere Züge zu nehmen. Tiefentspannter Atem geht tief in den Bauch, fließt ganz sanft ein und aus. Es ist medizinisch bewiesen, dass Nasenatmung der Mundatmung vorzuziehen ist.

Was ist euer inner calling?

J: Tiefe leben und diese auch für andere zugänglich machen. Zurückfinden zur Essenz, die Verbundenheit zu sich, den Anderen, der Welt, dem Universum finden. Roh und echt sein, die Masken fallen lassen. Nicht mehr Rollen als eigene Identität sehen, sondern den Kern zu offenbaren.

Wiederfinden, wie man geboren worden ist und alles anzunehmen, was auf dem Weg passiert. Mit diesem Thema ist man nie fertig – das westliche Leben hat viele Aspekte, die diese Echtheit erschweren. Es ist eine große, schöne Herausforderung.

C: Es ist mehr als ein Purpose möglich. Meine Intention für ylab ist, einen Erfahrungsraum für Leute zu schaffen um sich selbst mehr zu spüren. Das zweite große Thema ist Sprache.

Sprache schafft Realität – das ist mir sehr bewusst. Nebenbei arbeite ich als Texterin: ich sehe es als meinen Auftrag, gewisse Themen in der Sprache besser zu verankern. Es gibt vieles, was wir noch ausdifferenzieren können, sodass unsere Werte in der Sprache besser reflektiert werden.

Bewusstes Atmen, besseres Leben

C: Das großartige am Atem: er existiert immer nur im Jetzt. Man kann den Atemzug nicht heute nehmen und morgen aufbrauchen. Der Geist kann in die ferne Zukunft oder Vergangenheit abdriften, er befindet sich auch meistens dort – aber mit dem Atem sind wir im gegenwärtigen Moment. Sobald wir uns dessen bewusst werden, können wir bewusster präsent sein.

J: Ich habe für eine lange Zeit die Verbundenheit zu meinem Körper verloren gehabt. Ich war nicht richtig hier. Bewusst Atmen kann das zurückbringen. Es transformiert das Leben gewaltig, auf eine schöne Weise: Verbundenheit zum eigenen Körper, mit eigenen Themen, mit der Essenz, wie auch immer wir es nennen wollen.

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