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Physiotherapeutin Michaela Kainz: Wie sich Stress im Körper manifestiert & wie MBSR helfen kann (Ep. 20)

Physiotherapeutin Michaela Kainz in ihrer Praxis im Ersten in Wien.

Michaela Kainz leitet eine Praxis, die Physiotherapie, Cranio Sacral, Mindful Yoga & auch eine Technik namens Mindfulness Based Stress Release verbindet. Michaela bietet online nun auch Mindful Yoga Klassen sowie Meditationen an.

Diese Folge deckt folgende Themen ab:

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  • wie man die Physiotherapie zur Prävention nutzen kann

  • wie eine Behandlung bei ihr abläuft

  • warum ein Faszientraining so wichtig ist

  • Mindfulness Based Stress Release - eine evidenzbasierte Stressreduktionstechnik

  • wie sich Gefühle physisch im Körper manifestieren können

Diese Folge auf Spotify oder Apple Podcasts hören.


Ihr Start in den Morgen

Michaelas Mantra: You can’t stop the waves, but you can learn to surf!

Mein Morgen startet jeden Tag mit einem Kaffee - sehr liebevoll von meinem Mann serviert. Dann nehme ich mir Zeit für meine Rituale. Das ist so oft wie möglich eine kurze Meditation. Meistens mache ich eine Lichtmeditation, wo ich mich einfach an’s Fenster stelle, bewusst in den Himmel schaue und ein paar Atemzüge mache. Denn wenn man den ganzen Tag arbeitet nimmt man sich für so etwas keine Zeit mehr. Ich nehme mir auch gerne viel Zeit im Bad. Ich dusche und creme mich mit einer Hingabe ein. Solche Rituale zu institutionalisieren fühlt sich am Anfang etwas komisch an. Aber sobald man den Nutzen davon merkt, fehlt es einem, wenn man es nicht macht.

Ihr Weg zur Physiotherapie

Mit 21 war meine professionelle Tanzkarriere im Ballett aufgrund einer Hüftverletzung vorbei. So bin ich zur Physiotherapie gekommen. Dort musste ich lernen, dass bestimmte Bewegungsmuster nicht mehr so möglich waren wie vorher.

Behandlung

Bestimmte Release-Techniken werden bei jedem/r Patienten/Patientin angewendet, weil sie jede/n betreffen bzw. ich dadurch eine Information vom Körper bekomme. Das Kreuzbein, der Nacken und das Kiefergelenk werden immer angesehen. Sowie auch der Beckenschiefstand und die Hüftgelenksbeweglichkeit immer gecheckt werden. Aus diesen Informationen kann ich schon sehr viel ableiten.

Faszientraining

Die Faszien sind die Verbindungsschicht zwischen den Gelenken, Nerven, Gefässen & Organen. Wenn man sich länger in einer Position schlecht hält, beeinflusst das nicht nur die Strukturen und Gelenke sondern auch die Spannung der Faszien. Stress & emotionale Gedanken übertragen sich so auch auf die Faszien. Diese Spannung kann ein Therapeut manuell lösen oder jede/r für sich selbst mittels einem Faszientraining. Beim Faszientraining löst sich viel Emotionales, Druck & Spannung dadurch entsteht wieder mehr Weite, Leichtigkeit & Öffnung im Körper. Gerade zum Beispiel in der Brustwirbelsäule & den Rippen kann man viel Weite kreieren, um wieder mehr Platz für die Lunge und das Zwerchfell zu schaffen. Eine offene Brustwirbelsäule ist ganz eine andere Basis für eine gute Atmung. So ist das Ganze teilweise auch Therapie an den inneren Organen.

Es kann dann schon auch mal passieren, wenn jemand stark gestresst ist und man an dem Fasziensystem arbeitet, dass die Tränen fliessen. Aber das ist eine ganz besonders schöne Form der Reinigung. Tränen sind einfach reinigend.

Mindfulness Based Stress Release (MBSR)

Mindfulness Based Stress Release (MBSR) nach Jon Kabat-Zinn. In Deutsch besser auch bekannt als Achstamkeitsbasierte Stressreduktion.

MBSR ist eine evidenzbasierte Technik, die von Jon Kabat-Zinn erfunden wurde. Dabei handelt es sich um ein 8-Wochen Programm, bei dem man in ein paar Schritten lernt besser mit Stress umzugehen. Dazu wurde eine Studie mit Krebspatienten*innen gemacht und herausgefunden, dass sich deren Stressempfinden durch die Technik maßgeblich verändert hat.

Am Anfang geht es darum ein Bewusstsein herzustellen. Ein Wahrnehmen von dem Ist-Zustand ohne Wertung. Es werden dann an Fixpunkten im Alltag bestimmte Atemtechniken eingeführt, die der/die Patient/in dann täglich macht.

Die Technik startet in Kombination mit der Atmung mit etwas, das nennt sich Beginner’s Mind. Wir sind alle Experten auf irgendeinem Gebiet - das geht von der beruflichen Expertise bis zum perfektionierten & routinierten Tagesablauf. Jemand, der etwas ganz neu beginnt, hat einen weiteren Horizont als Expert/innen von dem Fach. Die nächste Stufe ist dann Don’t Know Mind, denn du weißt tatsächlich nicht immer was sich hinter bestimmten Aktionen bzw. Reaktionen verbirgt. Selbst wenn wir 100% von einer Schlussfolgerung überzeugt sind, wir wissen es einfach nicht. Und es gilt dafür wieder eine Öffnung herzustellen. Man schafft im Endeffekt etwas Distanz zu seinem eigenen Gedankenkonstrukt. Dabei schafft man Raum, um vielleicht mal wieder die eine oder andere Entscheidung treffen zu können. Denn starres Denken ist auch genau das was einen unbeweglich macht.

Mindful Yoga und Meditation sind Werkzeuge, die in dieser Technik ebenso angewendet werden, um eine Körperwahrnehmung herzustellen. Die hohe Kunst vom dem Ganzen ist dann die bewusste Kommunikation mit seinem Umfeld. Das ist am aller schwierigsten privat zu Hause. Mit Kollegen ist etwas leichter. Ich habe es zum Beispiel im Kaffeehaus beim Bestellen begonnen zu üben. Während du sprichst, schneidest du dabei mit wie du denkst und dich fühlst. Über diese Körperwahrnehmung kannst du einen sanfteren Umgang mit dir selbst herstellen.

Michaela Kainz ist auch ausgebildete Ashtanga Yogalehrerin.

Das Alles muss man regelmäßig Üben. Das ist vergleichbar mit einem Muskeltraining. Jeder von uns weiß wie viel Arbeit es ist, sich körperlich zu verändern. Das ist mit unseren Gedanken nichts anderes.

Mindful Yoga

Bei Mindful Yoga halten wird die Positionen länger - sprich man schaut: wo im Körper spüre ich Druck, wo spüre ich Schwere oder Leichte. Dadurch entsteht ein anderes Körperbewusstsein. Dabei geht es nicht nur darum, ob man die Position perfekt macht sondern wie sich der Körper dabei anfühlt. Das Halten einer Position ist viel anstrengender als das dynamische Bewegen - das hat etwas mit Muskelphysologie zu tun & ist anatomisch bedingt. Deswegen fällt es uns auch schwerer in einer Position still sitzen zu bleiben als dauernd zu wechseln.

Wie sich Gefühle physisch im Körper manifestieren

Ich denke Alles was wir denken und empfinden zeigt sich bei uns im Körper. Das kann ich oft auch schon beim Anamnesegespräch sehen. Wie sich eine Person hält, kann mir zeigen in welche Richtung seine/ihre Gedanken tendieren. Das soziale Umfeld, Stress in der Arbeit, Belastungen, die jeden Tag auf uns hereinprasseln - das macht etwas mit dem Körper.

Wenn jemand immer wieder diesen einen selben Gedanken hat, wird sich das in der Körperhaltung zeigen.
Wenn man an seiner Körperhaltung arbeitet und sich beginnt gerader zu halten, kann man vielleicht auch diesen einen Gedanken, der einen so quält, loslassen.

Q&A mit Michaela Kainz:

Die Achtsamkeitsbasierte Stressreduktion (Mindfulness-Based Stress ReductionMBSR) ist ein Programm zur Stressbewältigung durch gezielte Lenkung von Aufmerksamkeit und Achtsamkeit.

  • Tools & Rituale, die dir verhelfen zurück in deine Mitte zu finden? Meditation, Yoga, Kochen, meine Morgen im Badezimmer

  • Liebste Art, dich fit zu halten: Ashtanga Yoga

  • Wie entschleunigst du nach einem stressigen Arbeitstag? Eigentlich meistens mit Kochen und Essen, das ist für mich auch eine Art von Meditation, ich liebe es, man kann den Tag dabei noch mal Revue passieren lassen.

  • Wie schaut ein typischer Arbeitstag bei dir aus? Ich sehe den ersten Patienten um 8.00 Uhr, das heißt recht früh aufstehen, ich mache aber immer einen lange Mittagspause von ca 1.5 h, koche mir was oder geh zum Wrenkh Mittagessen, treffe Freunde oder geh einfach einen Runde in der Stadt spazieren, dann nochmal Patienten behandeln bis um 19.00 Uhr.

  • Work/Life Balance: Jedes Wochenende raus aus der Stadt, in die NATUR oder auch verreisen, als Ausgleich zur Woche.

  • Idealer Sonntag: Kein Telefon, viel schlafen und lesen, und gutes Essen, eine Sporteinheit, eher alleine sein mit meinem Mann....einfach relaxen.

  • Maßnahmen, die du ergreifst, wenn du merkst du wirst krank: Sofort ein Samahan trinken, das ist echt eine Geheimwaffe, eine ayurvedische Gewürzmischung aus Sri Lanka, funktioniert immer!

  • Das Geheimnis für einen guten Schlaf ist: Nicht viel und schwer Essen am Abend, eigentlich ein bisschen hungrig ins Bett gehen...dafür am Morgen ordentlich frühstücken..

  • Self Care bedeutet für mich: Meine Gefühle respektieren, Zeit zu nehmen zum Nachdenken und meditieren, zu einem Selbst lieb zu sein.

  • Meditationslehrer: Rick Hanson

  • Momentan lese ich: Das grosse Buch vom Schlaf, Matthew Walker

  • Superfood deiner Wahl: Beeren und Datteln.

  • Nahrungsergänzungsmittel: Vit B, Coenzym Q10. Ich würde empfehlen vorab ein Nährstoff-Blutbild zu machen & darauf basierend zu substituieren.

  • Auf meinem Nachtkasten liegen: Wasser, Schmuck, den ich immer ablege.

  • Momentaner Ohrwurm: Michael Kiwanukas Cold Heart

  • Lieblingsbrands: Rick Owens, Kristensen Du Nord, wenn es mehr fancy ist dann Julien David

  • Lieblingsort weltweit: NYC

  • Lieblingslokale: Wrenkh, zu besonderen Gelegenheiten Shiki..und oft Ramasuri

  • Lieblingshotel: Schwierig weil so viel gereist. Vielleicht La Granja Ibiza.

  • Mit was bist du sparsam? Ich versuche keine Lebensmittel wegzuschmeißen, kauf alles immer so ein wie wir es brauchen, allerdings in höchster Bio-Qualität. Grundsätzlich hat sich mein Konsumverhalten vor einigen Jahren schon geändert und ich gebe eigentlich kein Geld mehr aus für Sachen, die ich nicht brauche, was nicht heißt, dass ich mir nicht selbst manchmal eine Freude mache zB.: neue Sneakers.

  • Bei was bist du extravagant? Eindeutig bei Mode, hat mich schon immer interessiert und ist in meinen Augen wie Kunst zu verstehen.

  • Podcasts: The Argument (NYTime Opinion),  Being Well von Rick Hanson, How to Fail von Elisabeth Day

  • Lieblings-Insta Accounts: thewell, mindbodygreen, vickyheiler, matchamornings_

  • Haare: Nashi und Kerastase, ich geh schon immer zum gleichen Friseur Theuermann.

  • Meine Hautpflege besteht aus: Omorovica und SkinCeuticals

  • Die wichtigste Lektion, die ich zum Thema Hautpflege gelernt habe ist: Wirklich jeden Tag, morgens und abends anwenden, das macht einen Unterschied!

  • Schönstes Kompliment, dass du je bekommen hast: “Du bist meine Sieben!”

  • Das verhoffe ich mir von 2020: Das die neue Normalität eine freudvollere wird, und für die Welt im Allgemeinen einen bewussteren Umgang mit Ressourcen in jeder Hinsicht entwickelt - im Sinne von Mindful Movement!

  • Etwas, was du gerne noch in dein Leben integrieren würdest, momentan aber noch nicht tust: Ich habe noch kein Kind, hat bisher nicht geklappt und würde mich sehr freuen wenn das noch möglich wäre in meinem Leben...

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