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Melisa Pinar: Kontrolle abgeben, Essstörungen, Hot Yoga & Boxen, Hormone & Meditation (Ep. 15)

Melisa Pinar ist Architektin, Yogalehrerin und macht gerade die Ausbildung zur Fitness-Trainerin, um Boxunterricht geben zu können.

Melisa in ihrer Wohnung in Berlin (Fotos: Aimilia Theofilopoulos)

Podcast mit Melisa Pinar

Wir sprechen über:

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  • warum Hot Yoga & Boxen die perfekte Ergänzung sind

  • ihre Probleme mit Essen

  • wie sie gelernt hat Kontrolle abzugeben

  • The Power of Now

  • wie Meditation und Dinge aufschreiben ihr helfen

  • hormonfreie Verhütung

  • deutschtürkische Vorbilder & Repräsentation in den Medien (Shoutout an ebow, Tülin Tekkal & Hoe__mies)

Diese Folge auf Spotify & Apple Podcasts hören.

Triggerwarnung: Essstörung, Anorexie und Binge Eating Disorder

Wir reden unter anderem auch über Melisas Probleme mit Essen. Hier sei gesagt, dass sich Melisa gerade erst auf den Weg begeben hat, zu entdecken was für sie funktioniert. Ihre Perspektive ist klarerweise nicht allgemeingültig. Wir wollen hier auch keine Antworten oder Lösungen präsentieren sondern einfach nur ihren individuellen Weg aufzeigen. Melisa befindet sich noch am Weg der Heilung.


Hot Yoga & Boxen

Fotos: Aimilia Theofilopoulos & dem Sportkollektiv BERLIN, ALTER!™

Für mich sind Yoga & Boxen die perfekte Ergänzung. Vielleicht liegt das auch an meinem Sternzeichen - ich bin Zwilling - das sich diese zwei Extreme für mich gut ergänzen. Ich lebe mein Leben sehr schwarz & weiß, also es gibt wenig Graustufen. Hot Yoga habe ich für mich entdeckt, weil ich dachte das gehört eben zu einem healthy lifestyle dazu, aber es ist dann mehr daraus geworden für mich. Das entspannt und stärkt meine Tiefenmuskulatur gleichzeitig. Ein Freund meinte letztens auch zu mir: “Dich gibt es eigentlich nur in Yoga Pants.”
Zur gleichen Zeit habe ich auch Boxen beim Time To Shine in München für mich entdeckt. Ich finde es einfach wahnsinnig spannend & sexy, wenn Frauen Sportarten machen die eher männlich konnotiert sind. Dort gab es dann eine 10-wöchige Box-Challenge mit Ernährungsplan & richtig hartem Training. Trainings, bei denen wir eine halbe Stunde lang die Treppen im Lovelace-Hotel rauf & runter gelaufen sind. Da musste ich mich auch 2 x mal übergeben, aber bei so etwas kommt so ein Gemeinschafts-Gefühl auf. Am Ende gab es dann einen Boxkampf - dafür habe ich mich damals aber null ready gefühlt. Ich bin dann drei Tage vorher auch mit nassen Haaren aus dem Haus gegangen in der Hoffnung, dass ich mich verkühle & eine Entschuldigung habe nicht teilzunehmen. Bin aber natürlich super froh, dass ich es dann doch gemacht habe. Der Adrenalin-Rush war crazy, das war ein richtig geiles Gefühl. Und es war genau nach was ich gesucht habe: ein Ausgleich der gleichzeitig fordernd ist.

Probleme mit Essen

Für mich war Essen immer mit Belohnung assoziert. Mit ca. 13 Jahren habe ich dann begonnen am Tag zum Teil nur einen Apfel zu essen oder den Käse abzuwiegen. Immer wenn es mir dann besonders gut oder schlecht ging, habe ich begonnen es mit Essen zu kontrollieren. Man würde ja meinen: wenn es einem gut geht, denkt man über so etwas nicht so viel nach genau so wie wenn es einem schlecht geht, man ja eigentlich ganz andere Sorgen hat. Aber das war für mich ein Kontrollmechanismus. Auf das hat mich mein Heilpraktiker gebracht. Anfangs dachte ich mir: “Hä, was redet der denn jetzt? Ich bin doch voll easygoing. Ich hab doch kein Problem mit Kontrolle.” Aber ich bin jemand der auf der einen Seite sehr emotional auf Sachen reagiert aber auf der Anderen sehr kontrolliert sein möchte - und das lässt sich schwer vereinbaren.

Ich komme aus einem kleinen bayrischen Dorf und war einer der wenigen türkischstämmigen Mädchen dort. Da habe ich mich immer etwas zwischen den Welten gefühlt. Dadurch hatte ich immer das Gefühl ich muss besser sein - zum Einen besser als die anderen türkischen Kindern aber auch als die deutschen Kindern. Leistungsdruck, den ich mir rein selbst gemacht habe, hat also auch immer mit reingespielt in meine Probleme mit Essen.

Melisa Pinars Mantra: “Thoughts become things.” (Foto: Aimilia Theofilopoulos)

Mein Ziel war immer 50 kg zu wiegen. Mit 26 Jahren habe ich dann endlich (mit 168cm) 48 kg gewogen. Das habe ich dann ganz aufgeregt meinem damaligen Freund erzählt und der hat mich angeguckt und gesagt: “Ja, und jetzt?” Da musste ich mich dann echt nochmal fragen: “Was war denn jetzt eigentlich das Ziel davon?”
Ich war dann auch irgendwann mit einer Freundin im Urlaub und die hat meiner Meinung nach einen wahnsinnig schönen Körper und ich dachte mir: “Woah, so würde ich gerne aussehen.” Und dann sagte sie aber zu mir: “Äh Melisa, wir sind gleich groß, ich wieg 15kg mehr als du. Mach mal einen Reality-Check.” So habe ich nach & nach verstanden, dass irgendwas mit meiner Wahrnehmung, was meinen eigenen Körper betrifft, nicht ganz stimmen kann. Wenn ich eine andere Frauen sehe, würde ich nie auf den Gedanken kommen, dass sie zu viel wiegt. Aber mit einem selbst ist man so selbstkritisch & so scheiß ungerecht.

Seit ich offen mit Leuten darüber rede, merke ich auch, dass eigentlich alle Menschen in meinem Umfeld - Männer wie Frauen - irgendein Thema mit Essen haben.

Kontrolle abgeben

Ich musste jetzt lernen Kontrolle abzugeben. Vor einem halben Jahr hatte ich nochmal eine relativ schlimme Phase als mein Ex-Freund und ich uns getrennt haben. Da war ich nochmal richtig, richtig dünn. Aber dann habe ich einfach begonnen viel zu lesen & viel nachzudenken. Ich habe dann selbst zu mir gesagt: “Okay, du kannst das jetzt so weiter machen aber es sieht mittlerweile scheiße aus & fühlt sich nicht gut an, weil du bist die ganze Zeit schwach. Du kannst den Sport, denn du machen willst, gar nicht mehr machen, weil du gar keine Kraft hast. Wenn du isst, isst du nur Quatsch.” Da hat es dann irgendwie Klick gemacht und ich habe gelernt die Kontrolle abzugeben.

Langfristig hat mein Ex-Freund mir auch wahnsinnig geholfen, weil der mich in ganz vielen Sachen empowert hat. Durch ihn habe ich gelernt, dass ich viel mehr bin als wie ich nach außen hin aufscheine - dieses leistungsorientierte, schlanke, schöne Mädchen. Sondern, dass ich so viel mehr Liebe & Schmerz in mir habe und eher an dem arbeiten muss. Eher an den Wunden & an dem Potential in mir drinnen arbeiten muss, als mich für irgendjemanden nach außen schön zu machen.

Im letzten halben Jahr sind so viele Dinge passiert, bei denen ich so gnadenlos lernen musste Kontrolle abzugeben. In gewissen Situationen hat man einfach auch keine Kontrolle mehr - über gar nichts mehr. Außer vielleicht seine eigenen Gedanken. Alles was dir im Leben widerfährt, ist eigentlich nur so schlimm wie deine Reaktion darauf ist.

Wie sie heute isst

Ich versuche gar keine Kalorien mehr zu zählen & dann zu essen wenn ich Hunger habe. Ich betreibe16:8 intermittierendes Fasten. Also ich faste 16 Stunden und esse innerhalb von 8 Stunden. Dadurch kann ich besser schlafen & fühle mich fitter.

Ich schaue mittlerweile auch, dass ich nie so richtig hungrig bin, weil in solchen Situationen habe ich dann gar keine Energie mehr zum Kochen. Das sind dann die Momente, wo ich mir nur Qutasch kaufe und zum binge essen beginne. Deshalb koche ich mittlerweile auch viel vor.

Natürlich wäre es gesund gar keinen Zucker zu essen, aber ich habe für mich gelernt, dass es gut ist - vor allem wenn man so wie ich eine Geschichte mit Essen hat - solchen Gelüsten ab und an nachzugeben. Vielleicht jetzt nicht ständig, weil es bei mir immer zwischen Schwarz und Weiß pendelt und selten mal ein Grau dabei ist, aber zB.: bei Treffen mit Freunden, dass man sich da nicht zurück nimmt.

The Power of Now

Melisas Lieblingsort weltweit: Istanbul (Fotos: Aimilia Theofilopoulos)

The Power of Now von Eckhart Tolle hat mir auch total geholfen. Ich finde ihn manchmal einen etwas schwierigen Typen, aber durch das Buch habe ich verstanden: “Hey, alle Ängste, die du im Jetzt hast, kommen aus deiner Vergangenheit oder daher, dass du Angst vor der ungewissen Zukunft hast. Sei doch einfach im jetztigen Moment.” Das ist eigentlich so ein easy-peasy Ratschlag, von dem ich aber sehr viel mitgenommen habe.

Hilfreiche Tools

Das Tolle an Meditation ist: es gibt eigentlich keine Regeln. Dann kommen halt Gedanken. Ja, lass sie kommen. Lass es raus und fühl’s einfach. Denn irgendwo muss es raus. Und sonst kommt es durch irgendeinen Trigger in irgendeinem Streit raus. Das habe ich nach meiner letzten Trennung gelernt. Wenn man jemanden gegenüber treten muss, mit dem man emotionale Auseinandersetzungen hat, kann es nicht schaden einen Kanal zu haben wodurch man das Ganze vielleicht mit etwas mehr Distanz betrachten kann.

Genau so hilft mir: Dinge aufschreiben. Wenn du einen Gedanken hast, der dich Abends wach hält, schreib ihn auf. Les ihn am nächsten Tag durch und frage dich woher er kommt & wie realistisch das jetzt tatsächlich ist.

Rapid Fire Q&A mit Melisa Pinar:

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  • Tools & Rituale, die dir verhelfen zurück in deine Mitte zu finden? Handy aus, Skincare Routine, Spazieren oder zum Sport gehen VOR der Arbeit; kurze Meditationen

  • Dein Go-To Rezept? Glasnudeln kochen, rohes Gemüse kleinschneiden (Paprika, Möhren, Chili, Zwiebeln, Gurken), Nüsse, Sesam, vermengen. Darauf etwas Sesamöl, Limettensaft und Wasabi

  • Wie schaut ein typischer Arbeitstag bei dir aus? Aktuell arbeite ich viel freelance, deshalb sieht jeder Tag anders aus, ich versuche aber Sonntags alles schon mal zu ordnen und zu planen; grundsätzlich aber Meetings mit Kunden und viel Email- und Telefonverkehr

  • Idealer Sonntag: Ohne Zeitdruck aufstehen, die Sonne scheint, kurze Meditation, raus in die Sonne mit Paula, leckeres Frühstück und rausfahren in die Natur; abends noch ne Runde Yoga und dann aufs Sofa

  • Maßnahmen, die du ergreifst, wenn du merkst du wirst krank: Badewanne, früh ins Bett mit Wärmflasche, ich versuche es grundsätzlich erst mal mit Ruhe

  • Self Care bedeutet für mich: alles, was einen mental und physisch stärkt; das ändert sich bei mir jeden Morgen

  • Meditation: im Wald bei meinen Eltern, mit Paula

  • Momentan lese ich: Dschungel von Friedemann Karig & The Power of Now von Eckart Tolle (again)

  • Lieblingsbuch: Harry Potter. Always.

  • Superfood deiner Wahl: Acai!

  • Nahrungsergänzungsmittel: Ich nehme täglich eine auf mich abgestimmte Mischung an Vitaminen von LifePlus, ansonsten vegane Omega3 Fettsäurekapseln, Spirulina und Kieselerde

  • Auf meinem Nachtkasten liegen: Die Biografie von Gucci Mane, Be Here Now von Ram Dass, Airpods, Palo Santo und eine Kerze

  • Momentaner Ohrwurm: Es geht mir gut - Majan

  • Lieblingsbrands: House of Sunny, Sporty & Rich, Prada

  • Lieblingslokale: aktuell Bravo Bar in München; Ara Kafe, Istanbul; Adana Grillhaus, Berlin; Sara Grill, München

  • Bei was bist du extravagant? Essen und Erlebnisse.

  • Wer oder was inspiriert dich momentan? Der Zusammenhalt in meiner Familie und bei meinen Freunden; ansonsten Emily Oberg

  • Podcasts: On Purpose with Jay Shetty, Oprah & Eckhart Tolle: A New Earth, Zeit Verbrechen

  • Lieblings-Insta Accounts: sportyandrichwellnessclub; upworthy

  • App-Empfehlung: Headspace, The Pattern

  • Neueste Entdeckung: Deep Sleep Pillow Spray von this works; riecht wunderbar nach echter Kamille & anderen ätherischen Ölen und hilft beim Einschlafen

  • Haare: Aveda (tierversuchsfrei)

  • Friseur: Gogi von Chez Frere Gogi in München Glockenbach; Galata No5 in Istanbul für Farbe

  • Meine Hautpflege besteht aus: Ich benutze ein eigens auf mich abgestimmtes Produktset von Dermalogica, zusätzlich zum Abschminken das Mizellenwasser von BIODERMA und Hautserum von Lovely Day mit Cactus Öl

  • Die wichtigste Lektion, die ich zum Thema Hautpflege gelernt habe ist: Konsistent bleiben, nicht zu viele Produkte verwenden, und die Haut manchmal auch einfach in Ruhe lassen UND IMMER abschminken. Immer.

  • Körper: Düfte von Maison Margiela Replica (riechen immer wie eine Erinnerung; mein liebster ist Lazy Sunday Morning); Tom Ford Oud Wood Seife

  • Schönstes Kompliment, das du je bekommen hast: Letztens meinten zwei mir sehr wichtige Menschen unabhängig davon dass ich ihr Leben bereichern würde und dass sie mich lieben. Das hat mich sehr, sehr glücklich gemacht. Grundsätzlich ist ein „Ich hab dich lieb / Ich liebe dich“ egal von wem wunderschön.

  • Das erhoffe ich mir von 2020: dass wir als Gesellschaft die Krisen der Zeit bewältigen und gemeinsam stark sind; für meine Familie, Freunde und mich? Gesundheit, und dass wir es schaffen, wieder mehr zu uns selbst zu finden

  • Etwas, was du gerne noch in dein Leben integrieren würdest, momentan aber noch nicht tust: mehr Gelassenheit, mehr im Moment sein, Stürme an einem vorbeiziehen zu lassen

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