Louisa Goltz ist Team Lead im Campaign Management von Zalando und die Frau hinter den drei immer für Inspiration sorgenden unoduetre-Instagram Accounts. Hier teilt sie ihre Leidenschaft für das italienische Lebensgefühl sowie gute Lektüre, die hoffentlich zum Denken anregt, mit uns. Grazie, Louisa!

Louisas Accounts im Überblick

• unoduetrecultura - Ein Culture-Collective, bei dem Menschen aus meinem Netzwerk und ich selbst Empfehlungen zu Büchern, Kunst, Filmen und besonderen Orten teilen.

• unoduetreamore - Ein preloved Fashion-Shop, bei dem meine Freunde und ich unsere Fashion-Treasures verkaufen.

• unoduetrecommunita.berlin - Ein Guide zu allen Aktivitäten, die während der Quarantäne "außerordentlich" stattgefunden haben. 

Erzähle uns von dir. wie bist du beruflich da gelandet wo du bist?

Ich habe in den letzten zehn Jahren irgendwie in fast jedem Bereich der Modebranche gearbeitet, ich war in kleinen Firmen und in großen angestellt, ich war in Agenturen und auf Kundenseite. Was mich immer geleitet hat und auch jetzt leitet, sind Neugier und Intuition - ich weiß noch, als ich kurz nach dem Beenden meines Studiums in Mailand in einer Agentur angefangen habe, obwohl ich beim Vorstellungsgespräch nicht zu 100% verstanden habe, was der genaue Kern des Businesses der Agentur ist. Das Gespräch hatte auf Italienisch stattgefunden - ich konnte damals noch nicht so gut Italienisch sprechen und habe einfach „si,, si certo“ gesagt. Ich habe einfach dort angefangen und dachte mir, dass so viel ja nicht schiefgehen kann. Dabei raus kamen zwei fantastische Jahre, in denen ich unfassbar viel gelernt habe, die Fashion Weeks in Paris, London und Mailand besucht habe und tolle Leute wie Hussein Chalayan, Riccardo Tisci, Mary Katrantzou und so weiter kennengelernt habe.

Irgendwie bin ich dann in Berlin gelandet und habe für eine Agentur ein Fashioncollaboration-Business aufgebaut. Das hat zwar großen Spass gemacht, aber fühlte sich durch lange Prozesse, die dieses Business natürlicherweise mit sich bringt, recht langwierig an - weswegen ich spontan eine Ashtanga Yoga Lehrerausbildung in Thailand gemacht habe. Tja, und dann kam das Angebot von Zalando. Dort bin ich seit vier Jahren, inzwischen als Team Lead im Campaign Team tätig und arbeite an Fashion Kampagnen, was mir großen Spass macht, besonders wenn ich an Themen wie Nachhaltigkeit arbeiten kann. Ich arbeite mit tollen und sehr inspirierenden Menschen zusammen und habe die Möglichkeit, Großes zu bewegen: Vor Kurzem haben wir zum „Earth Day“ am 22. April einen Takeover der gesamten Zalando-Startseite vorgenommen, was in der Planung wahnsinnig komplex war, im Ergebnis es uns aber ermöglicht hat, eine positive Message zum Thema Nachhaltigkeit einheitlich zu kommunizieren. Ich finde, wenn man die Möglichkeit einer hohen Reichweite hat, muss man diese nutzen, um die Welt besser zu machen. 

Wie sieht dein Morgenritual aus?

Mein Wecker klingelt aktuell um 6:45. Meistens denke ich, dass ich noch ein wenig liegenbleiben kann, da „ich sicher fünf Minuten später von allein aufwache" (tu ich meistens nicht). Meistens stehe ich schlussendlich um 7:15 auf, gurgle mit Kokosöl und mache 45min bis 1h ein Workout. Meistens relativ langsam, weil ich dann irgendwie doch nicht recht anfangen kann. Aber Workout ist Workout. Dann dusche ich (jeden Tag kalt für zwei Minuten), und mein Freund macht uns Frühstück und dann geht der Tag meistens um 9:00 los.

Was macht dich glücklich?

Ach, so einiges. Ich versuche, mich an kleinen Dingen zu erfreuen und mich daran zu erinnern, welche dieser kleinen Dinge mich glücklich machen. Richtig glücklich macht mich meine Vespa, Brandenburg-Ausflüge und Natur, alles was mit Italien zu tun hat, Lesen, Blumen, gutes Essen, Rotwein, Yoga. Ich bin ein sehr optimistischer Mensch und gehe meistens davon aus, dass alles gut wird. Law of Attraction is a thing…Ah ja, es macht mich sehr glücklich, wenn ich Menschen inspirieren kann. Das war mit ein Grund für mich, meine diversen @unoduetre-Accounts zu gründen.

Ich liebe es, Schönes mit anderen zu teilen, und wenn Leute mir schreiben, dass sie z.B. ein Buch/einen Film wegen meines Accounts gefunden haben, dann macht mich das sehr glücklich. Ich bekomme sehr viel Feedback auf meinen Accounts, was echt toll ist.

Wofür bist du dankbar?

Für so vieles! Ich bin gesund, habe einen tollen Freund, überaus tolle Freunde, einen spannenden Job, lebe in einer tollen Stadt…Wirklich so vieles. 

Wie kam dir die Idee zu deiner Reihe an deinen @unoduetre Instagram Kanälen? 

Jeder Kanal wurde in einem Geistesblitz geboren: Das läuft meistens so ab, dass ich zum Beispiel einen Tag, auch mal alleine, nach Brandenburg oder wo auch immer hinfahre, und über eine Stunde auf meiner Vespa sitze und über das Leben sinniere. Am nächsten Tag kommt dann, komplett unabhängig von Hecken, Gartenzwergen und Schrebergarten ein Geistesblitz.

Bei der Geburt von @unoduetreamore dachte ich vor zwei Jahren morgens beim Aufstehen daran, dass eBay nicht mehr das ist, was es einmal war. Meine Freundinnen und ich haben früher auf der Plattform unsere Schätze verkauft, um uns etwas Besonderes leisten zu können oder haben dort Schätze von Dior etc. gefunden. Das ist heute vorbei - es gibt nur noch Neuware und wenn sie von einem Designer ist, hat man keine Garantie oder Nachweise auf Authentizität. Nachdem ich darüber nachgedacht habe, habe ich einfach den Instagram-Account gegründet. Ich habe ihn @unoduetreamore genannt, weil ich an eBay 3-2-1-meins gedacht habe und es abstrahiert für mich „unoduetreamore" bedeutete. Zwei Jahre später verkaufe ich immer wieder auf dem Account, wenn ich mich „verkauft" habe (was passiert, da ich häufig Vintage online kaufe) oder mir etwas Neues leisten möchte und meiner "One-in-one-out" Policy folge. Ich gebe meinen engen Freunden ebenfalls die Möglichkeit, ihre Schätze auf meinem Account an andere weiterzugeben, die diese vielleicht neu wertschätzen können. @unoduotreamore ist quasi wie ein kuriertes eBay Kleinanzeigen auf Instagram. Was ich toll finde, ist wenn Teil der Erlöse gespendet werden.

Ich bin der Meinung, dass Lesen dabei hilft, zu verstehen - und ich möchte meinen Kanal wie @unoduetrecultura aktuell zum Beispiel dafür nutzen, Literatur, Podcasts und Filme zum Thema Anti-Rassismus zu teilen, damit wir die Möglichkeit haben, die richtigen Quellen zu nutzen, um lernen und uns verändern können. 

Dein stolzester Moment in den letzen Monaten?

Ich freue mich, was für spannende Leute ihre Empfehlungen auf meinem Buchaccount @unoduetrecultura vorstellen. Zum Beispiel die Editor-in-Chief des italienischen Magazins Sali e Tabacchi, oder die Schauspielerin Lena Klenke. Oder dass für meine erste Interview-Serie (ob die weitergeführt wird, lets see - hängt von meiner Zeit ab), der Autor und Journalist Moritz von Uslar, den ich bewundere, den Interview-Anfang gemacht hat. Ich war vor Kurzem stolz auf mich, als ich festgestellt habe, dass mein Kleiderschrank hauptsächlich aus Designer-Vintagefundstücken, die ich auf Instagram oder Vestiare Collective gekauft habe, besteht. Ich versuche stets, "mehr sustainable" zu leben, was nicht immer einfach ist - aber modetechnisch klappt es ganz gut und ich bin stolz darauf!

Was ist deine liebste kreative Aktivität?

Ich liebe es, theoretische Fragen zu stellen: Was wäre, wenn ich nicht nach Berlin gezogen wäre, sondern nach New York (war mal mein Plan)? Was wäre, wenn ich jetzt Yogalehrer wäre? Ich kann stundenlang über mögliche Optionen sinnieren. Dabei geht es nicht darum, dass ich etwas bereue, mir macht es einfach Spass, über theoretische, auch gern absolut unmögliche Optionen nachzudenken. Außerdem singe ich sehr gerne italienische Lieder mit, die ich teilweise auswendig gelernt habe - ob das nun kreativ ist, sei dahingestellt.

Ich liebe es, mir verrückte Geschichten von "behind-the-scenes" für meinem Vintage-Account @unoduetreamore auszudenken - die fallen mir einfach so ein und es geht zumeist um meinen ausgedachten Assistenten Luigi Pistaccio, der in Italien wohnt und seine Großmutter. Wenn ich mehr Zeit hätte, würde ich die noch mehr ausleben, weil mir dass unfassbaren Spass bereitet. Mein ganzes Denken ist visuell und mir Geschichten in Form von Bildern auszudenken ist meine Medizin. Ich kann vom Hütchen aufs Stöckchen kommen, was großen Spass macht.

Wovon lässt du dich gerne inspirieren?

Mein Freund inspiriert mich sehr: Er arbeitet in einer Berliner Kunstgalerie und hat ein unglaubliches Wissen über die interessantesten Künstler, kennt spannende Menschen, besondere Musikstücke, und zeigt mir die tollsten Filme. Er hat mich zu meinem Buchaccount @unoduetrecultura und zum Lesen inspiriert - ich habe eine lange Lesepause hinter mir, obwohl ich als Kind sehr viel gelesen habe. Jetzt lese ich wieder sehr viel und tatsächlich auch sehr schnell. Die Kuratoren auf meinem Account inspirieren mich - viele Bücher und Filme, die ich in letzter Zeit gelesen habe, habe ich durch meine Gastkuratoren auf @unoduetrecultura gefunden.

Mich inspiriert aber generell fast alles. Die Inspirationsquelle muss nicht einmal besonders interessant sein, um mich zu Gedanken anzuregen. Ein Gartenzwerg in einer Schrebergartenanlage kann eine Kettenreaktion in meiner Fantasie hervorrufen. Um es irgendwie zu beschreiben: Manchmal fühlt sich ein Blick in meine Gedankenwelt an, als ob ich in ein Kaleidoskop mit unfassbar vielen, unterschiedlichen Farben und Formen schaue, die rasend schnell wechseln. Einer der meiner Meinung nach schönsten Orte zum Nachdenken und sich-inspirieren lassen ist die Therme Vals in der Schweiz, ein architektonisches Meisterwerk designt vom Architekten Peter Zumthor, mit der wunderschönen Schweizer Bergkulisse als Kontrast zu der Therme, aus Quarz.

Online-Klassen/Workshops, die du empfehlen kannst: 

Ich mache zur Zeit Workouts mit @vic.hze auf Instagram und benutze die App von Melissa Wood. Ich finde sie hat so schöne Muskeln - waiting for mine! Leider kann ich Onlineklassen generell nicht so viel abgewinnen, weil ich insbesondere beim Yoga meine Jivamukti Community sehr vermisse. Aber wer weiss, wann es wieder los geht, somit bleibe ich noch ein wenig dran…Das Studio Practice hat inzwischen offen und man kann dort zu Klassen gehen. Ich war diese Woche zum ersten Mal seit drei Monaten wieder beim Yoga und es war fantastisch.

Deine Buchempfehlungen:

Ich habe vor Kurzem Was Ich Liebte von Siri Hustvedt beendet. Ich hätte es nicht gedacht - aber das Buch hat mich so gefesselt, dass ich die knapp fünfhundert Seiten in etwa zwei Tagen beendet habe und das Buch überall hin mitgenommen habe. Die Geschichte erzählt von Liebe, Verlust, Freundschaft, gegenseitiger Inspiration, Erwachsenwerden, Kind-Sein und ist dabei unfassbar spannend.

Außerdem fand ich Girl, Women, Other von Bernadine Evaristo toll. Es geht um zwölf weibliche sehr komplexe Charaktere, alle Women of Color unterschiedlicher Generation und an unterschiedlichen Punkten in ihrem Leben. Ein Buch, was ich zu Anfang nicht ganz einfach zu lesen fand - die kurzen Sätze haben einen schnellen Pace, der erst ungewohnt ist. Man wird dann aber jedoch gefesselt und will nicht mehr aufhören zu lesen. 

Aktuell lese ich weiterhin Me and White Supremacy von Layla F Saad und Why I No Longer Talk To White People About Race von Reni Eddo-Lodge. Ich finde es unfassbar wichtig, sich mit den Themen White Privilege und Anti-Rassismus in der Welt auseinanderzusetzen - ich habe es zuvor nicht zu dem Grad getan, wie ich es jetzt tue und habe mir fest vorgenommen, die Welt dort, wo ich eine Möglichkeit habe, zum Besseren zu verändern.

Frauen die dich inspirieren?

Meine tollen Freundinnen inspirieren mich sehr! Ich habe das große Glück, sehr besondere Frauen in meinem engsten Umfeld zu haben, die teilweise seit einem Jahrzehnt an meiner Seite sind - an denen ist so viel inspirierend, dass ich es nicht mal aufzählen kann. Ich finde Crystal (auf Instagram) @beerbottles_chainsaws sehr inspirierend. Sie hat bei Manrepeller als Produzentin gearbeitet, über diesen Weg bin ich auf sie gestossen. Sie steht gemeinsam mit ihrer sehr inspirierenden Verlobten Kish für die Rechte der Black und LGBTQ+ Community ein, ist dabei immer authentisch, unfassbar cool und inspirierend - in ihrer Art als auch ihrem persönlichen Style.

Ich bewundere die marrokanisch-französische Autorin Leila Slimani, die nicht nur packende Romane schreibt ("Nun schlaf auch du"), sondern auch - für die arabische Welt - sehr provokante Interviews mit islamischen Frauen über nicht vorhandene Freiheit, Homosexualität, Bedeutung der Jungfräulichkeit und Sex in Buchform ("Sex und Lügen") veröffentlicht hat, die den Kontrast der konservativen Werte und der Realität im Islam sehr schockierend und berührend für den Leser aufzeigen und dessen Veröffentlichung Slimani, die zwar in Paris lebt, aber trotzdem der arabischen Welt durch Herkunft verbunden ist, einiges an Mut gekostet haben muss.

Ich bin durch die Black Lives Matter Bewegung auf viele tolle, schwarze Frauen auf Instagram gestoßen, die ich aus verschiedensten Gründen inspirierend finde: @rachel.cargle und @thegreatunlearn, @tupoka.o, @laylafsaad, @ijeomaoluo, @renieddolodge.